Es gibt, weiss Gott, schon viele Bildbände über Sportwagen. Trotzdem kommen immer wieder neue Versuche dazu, dem klassischen GT oder Roadster fotografisch ein Kränzchen zu winden. Einer dieser Versuche stammt von Stuart Codling und James Mann, 2017 erschien das Buch bereits in englischer Sprachen, nun hat der Motorbuch Verlag das knapp über 200 Seiten starke Werk auch in deutscher Sprache herausgebracht.
Nicht nur die bekannten Grössen
Es sind 28 Sportwagen, auf die Codling und Mann ihr Augenmerk gelegt haben. Bereits im Editorial führen sie aus, dass es sich dabei vor allem um aus Liebe und Enthusiasmus entstandene Fahrzeuge handelt, die nicht in allen Fällen auch zum kommerziellen Erfolg führten. So finden sich denn unter den aufwändig portraitierten Autos auch ein Sunbeam Tiger, ein Marcos GT, ein Lotus Elite oder eine Alpine A110.
In einigen Fällen wurden zwei Sportwagen zusammengruppiert, so treten beispielsweise MG TC und MGA gemeinsam auf, gleiches gilt etwa für den Fiat DIno Spider und den 8V. Ob diese Gruppierungen immer glücklich gewählt sind, erscheint uns fraglich. Dem Buch hilft es eigentlich nicht, man hätte die Autos gerade so gut separat abhandeln können.
Folgende Autos schafften es ins Buch:
- Klassische Roadster und Cabrios: AC Ace, Austin-Healey 100 S, BMW 328, BMW 507, MG TC, MGA, Porsche 356, Sunbeam Tiger, Triumph TR4
- GT-Fahrzeuge: Aston Martin DB4, Chevrolet Corvette C1, Chevrolet Corvette C2, Ferrari 250 GT California Spider, Marcos GT 3 Litre, Mercedes-Benz 300 SL (Roadster)
- Sportcoupés: Datsun 240Z, Dino 246 GT, Alpine-Renault A110, Toyota 2000 GT
- Modelle mit Rennsportflair: Alfa Romeo Giulietta SS, Fiat Dino, Fiat 8V, Jaguar XKSS, Jaguar E-Type, Lotus Elite, Lotus Elan Sprint DHC, Maserati 300 S, Porsche 911 Carrera RS 2.7
Die Einteilung der Autos in die erwähnten vier Gruppen erscheint etwas inkosequent, so hätte der E-Type unter den GT-Fahrzeugen sicherlich mehr Sinn gemacht und ein Lotus Elan wäre bei den klassischen Roadstern und Cabrios zuhause gewesen. Aber aus Lesersicht ist dies kein Problem.
Kurze Charakterisierungen
Stuart Codling war für die Texte verantwortlich und er versuchte, die verschiedenen Autos prägnant zu charakterisieren und zu beschreiben. Dies ist ihm im grossen und ganzen auch gut gelungen, für den Fan eines bestimmten Fahrzeugtyps geben die Texte aber schnell zu wenig her, machen Lust auf mehr. Auch die technischen Angaben sind kurz gehalten, der Platz ist begrenzt.
Gröbere Fehler fielen uns nicht auf, allerdings stehen uns halt immer die Nackenhaare zu Berge, wenn ein Dino 246 GT als Ferrari Dino bezeichnet wird. Und auch Lotus Elan S1 (im Inhaltsverzeichnis) ist irreführend, denn abgebildet ist ein Sprint (S4), aber vermutlich sollte das S1 nur vom späteren frontgetriebenen Elan abgrenzen. Und, wenn wir schon beim Klugscheissern sind, so hätten wir den A110 lieber als Alpine-Renault und nicht als Renault-Alpine beschriftet gesehen.
Studiofotografie mit Pfiff
Die Bilder zu den 28 Sportwagen sind allesamt im Studio entstanden, vor einheimlich dunklem Hintergrund, mit Kunstlicht ausgeleuchtet. Die Formen der Autos treten so sehr schon zutage und auch Details erscheinen fein nuanciert.
Höhepunkte im Buch sind die Vogelperspektiven, die es leider nicht von allen Wagen ins Buch geschafft haben. Wir geben zu, wir haben ein Faible für diese ungewöhnliche Aufnahmeposition, denn meist sieht man ja Autos nur aus Augenhöhe. Gerade aber die Sportwagen enthüllen beim Blick von oben eine ganz neue Ästhetik, gerne hätten wir mehr davon gesehen, etwa beim Fiat 8V “Démon Rouge”. Dafür hätten wir auch gerne auf je eine der doppelt abgedruckten Aufsichten zum Jaguar XKSS und Alpine-Renault A110 (Innenteil und Einband) verzichtet.
Die Fotos bestechen durch schöne Zeichnung und Detaillierung, etwas mehr Kontrast (und Maximalschwärzung) wäre aber wohl noch denkbar gewesen, was aber wohl eher am Druck als am hervorragenden Ausgangsmaterial von James Mann gelegen haben dürfte.
Ein Coffee-Table-Book
Ganz klar, dieses Buch ist kein Nachschlagewerk und auch keine Marken-/Typen-Fibel für Enthusiasten. Es ist ein Buch für Geniesser, die bei einem guten Glas Whiskey oder einem sorgfältig gebrauten Tee schöne Autos anschauen wollen.
Dass nicht nur die üblichen Verdächten portraitiert wurden, sondern eben auch Raritäten wie der Marcos GT, der Fiat 8V Démon Rouge oder der Sunbeam Tiger, macht das Buch auch einen lohnenden Kauf, wenn man schon andere ähnlich gelagerte Bildbände besitzt.
Als Weihnachtsgeschenk für Oldtimer-Liebhaber taugt das Werk sowieso und dafür sollten einem EUR 49.00 für über 400 farbige Abbildungen im attraktiv gestalteten Buch ja auch nicht zu teuer sein.
Bibliografische Angaben
- Titel: Art of Classic Sports Cars - Anmut, Stil und Eleganz
- Autoren: Stuart Codling / James Mann
- Sprache: Deutsch (übersetzt von Gratian Riter
- Verlag: Motorbuch Verlag
- Ausgabe: 1. Auflage August 2018 (englische Originalausgabe 2017)
- Format: Gebunden, 305 x 245 mm
- Umfang: 208 Seiten, 400 Abbildungen
- ISBN: 978-3-613-04104-2
- Preis: EUR 49.90
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