Der Glas V8 stand unter keinem guten Stern, als er im September 1965 auf der IAA erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Zu wenig Zeit hatte man in Dingolfing gehabt, dem eleganten Coupé alle Kinderkrankheiten und Schwächen auszutreiben. Zudem zwang die dünne Finanzdecke zu Kompromissen und Abkürzungen.
Dass es der kleinen Autofirma aber gelang, sich in nur gut einem Dutzend Jahren vom Goggo-Roller über das Goggomobil und die immer grösseren Vierzylinder zum Anbieter eines V8-Coupés, das es mit BMW, Mercedes-Benz und Co aufnehmen konnte, grenzt schon fast an ein Wunder und zeigt, was man erreichen kann, wenn Entscheidungswege kurz und Talent vorhanden ist.
Dass dieses Märchen aber kein Happy End hatte, das wissen wir heute auch und so wurden auch Tausenden geplanter V8 Coupés ingesamt nur deren 718 wirklich gebaut. Sie sind heute exklusive Klassiker und erfreuen sich einer umfangreichen Fan-Gemeinde. Und weil das Interesse an diesem deutschen Hochleistungscoupé gross ist, kommt ein Buch gerade recht.
Die ganze Geschichte
Die Autoren Uwe Gusen und Stefan Dierkes erzählen die Geschichte des Coupés auf fast 290 Seiten.
Beginnend mit der Vorgeschichte von Glas, über die Entwicklungsschritte zum Coupé, ein Kapitel zu Petro Frua, den Frua-Prototypen für das Glas-Coupé, die Präsentation an der IAA, bis zur Technik, der Produktion, der Werbung und dem Vertrieb sowie der Feedbacks der Presse damals wird die ganze kurze Geschichte des Glas Coupés auf de ersten rund 130 Seiten erklärt.
Dann folgen die Übernahme von Glas durch BMW (es hätte auch umgekehrt kommen können, wenn sich die Glas-Leute getraut hätten), die Entwicklung vom V8 2600 zum BMW Glas 3000 V8 inklusive Crashtest und die Vertrieb-Massnahmen unter BMW auf nächsten 60 Seiten.
Auch ein Kapitel über prominente Besitzer und Fahrer fehlt nicht und für viele dürfte die Anekdote mit Steve McQueen eine Überraschung sein, denn dem Amerikaner tat es das schnelle Coupé nicht nur an, er fuhr es auch mit viel Verve, bis die Technik aufgab.
Rund 70 Seiten umfassen eine Kaufberatung, Fahrimpressionen, Bestandesuntersuchung heute, Modellautos und Originalunterlagen und Statistiken.
Nichts ausgelassen
Es fehlt wirklich nichts, die Autoren sind sogar vielen der 718 produzierten Wagen nachgegangen und haben alte Werksunterlagen und Entwürfe ausgewertet. Sie halten auch nicht mit Kritik zurück, denn davon gab’s in den Sechzigerjahren doch einige. Und natürlich erklären sie auch, warum das Glas V8 Coupé den Übernamen “Glaserati” erhielt.
Viele seltene und noch nie publizierte Fotos
Die umfangreiche Illustrierung macht das Buch erst rechts zum Kauf-Tipp. Nicht nur wurden fast alle existierenden Pressefotos zusammengetragen, sie werden um Aufnahmen aus der Entwicklungsgeschichte, Zeichnungen der technischen Eigenheiten und Abdrucke der Prospekte und Verkaufsunterlagen ergänzt.
Da ist manches Foto dabei, das es so noch nie in die Druckmaschine geschafft hat! Die Qualität ist zudem stimmig und der Spurensucher findet viele Aufnahmen, die ihm Unterschiede zwischen den einzelnen Fahrzeugen erklären können.
Alles richtig gemacht
Die Autoren und ihre Unterstützer, von denen es nicht wenige gab, haben alles richtig gemacht, das Glas Coupé komplett dokumentiert. Ziel war es, historisch korrekt und so komplett wie möglich zu sein. Dass es dabei zu einigen Überlappungen zwischen verschiedenen Kapiteln kommt, ist nicht schlimm und vertieft das Wissen.
Zu loben sind die kompletten Bildverzeichnisse, das umfangreiche Sichwortverzeichnung und das sorgfältig zusammengestellte Quellenverzeichnis.
Preisgünstig
Das Glas V8 Coupé sollte einst für nur DM 18’000 an den Mann oder die Frau gebracht werden. Ganz gelang dies nicht, aber selbst für DM 20’000 war der Dingolfinger V8 ein echtes Schnäppchen. Ähnliches lässt sich vom hier besprochenen Buch sagen. EUR 39.90 sind nicht viel für diese Informationsfülle. Und selbst wer kein V8 Coupé besitzt und auch keines kaufen kann oder will, dürfte viel Interessantes zu lesen erhalten, wenn er sich eines Bücher zulegt.
Bibliografische Angaben
- Titel: Glas V8 und BMW Glas V8 - Luxuscoupés aus Dingolfing
- Autoren: Uwe Gusen / Stefan Dierkes
- Sprache: Deutsch
- Format: Gebunden, 22 x 25,2 cm
- Umfang: 288 Seiten, rund 400 Fotos, viele Originaldokumente
- Verlag: Glas Automobilclub International e.V.
- ISBN: Keine
- Preis: EUR 39.90
- Kaufen/bestellen: Online beim Glas Club
Information
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