Jeder Rennfan, aber noch vielmehr jeder, der sich für Langstreckenrennen interessiert, kennt den Film “Le Mans” von Steve McQueen. Und viele Leute, die sonst eigentlich wenig mit der Rennerei am Hut haben, kennen den Film über die 24 Stunden von Le Mans, in welchem kaum gesprochen aber umso mehr gefahren wird, ebenfalls.
Der Film gab sogar Anlass zu mehreren hervorragenden Büchern. Man kann also sagen, dieser Film ist Kult. Und trotzdem sind vermutlich noch lange nicht alle Geheimnisse um dessen Entstehung gelüftet. Und nun gibt es sogar einen Film über den Film. Und er ist noch nicht einmal der erste Dokumentarfilm , der dieses Thema behandelt, wohl aber vermutlich der kino-fähigste.
Über den Mann hinter dem Film
Eigentlich ist “Steve McQueen - The Man and Le Mans” mehr ein Film über Steve McQueen als über den Rennfilm selber. Die Dokumentarfilmer wollten ergründen, warum McQueen diesen Film unbedingt machen wollte und warum das Unternehmen fast im Desaster geendet hatte.
Tatsächlich verschlang der Streifen, der 1971 in die Kinos kam, deutlich mehr Geld als budgetiert. Man hatte sich sogar überlegt, den Hauptdarsteller auszutauschen oder das Projekt vorzeitig zu beenden. Offenbar hatte man bis halb in die Dreharbeiten hinein noch nicht einmal ein Drehbuch. Die Handlung musste sich am tatsächlichen Geschehen der 24 Stunden von Le Mans 1970 (als Porsche mit dem 917 siegte) anpassen. Die Dreharbeiten erfolgten daher im Nachgang zu den 24 Stunden am Originalschauplatz.
Ein Besessener
Steve McQueen wollte nichts mehr und nicht weniger als den ultimativen Rennfilm drehen. Er wollte, dass die Szenen authentisch daher kamen und entsprechend musste in einer Zeit, als CGI noch nicht einmal als Vision existierte, auch in Orignalgeschwindigkeit und mit originalen Fahrzeugen (soweit möglich) gedreht werden.
Dass dabei Verletzungen resultierten und sogar beinahe Tote zu beklagen waren, gehört genauso zur Entstehungsgeschichte des Films “Le Mans” wie zur damaligen Epoche der Rennfahrerei.
Etwas langatmig
Der Dokumentarfilm, der sich Steve McQueen und die Entstehung des Le-Mans-Films zum Thema macht, montiert gekonnt Sequenzen aus dem Kinofilm, Dokumentaraufnahmen von damals und neue Szenen zusammen, um zu ergründen, wie die Darsteller und die Macher heute die Entstehung dieses legendären Films interpretieren. Leider kann Steve McQueen selber dazu nichts mehr sagen, deshalb lässt man seine Ex-Frau, seinen Sohn und viele andere für ihn sprechen und nutzt dokumentierte Aussagen von ihm selber zur Ergänzung.
Zuweilen wirkt dies alles ein wenig langatmig, lebt nur von ruhigen Bildern und der Musik Jim Copperthwaites, die einem gefällt oder eben nicht.
Für Steve-McQueen-Fans
Der Film von Gabriel Clarke, John McKenna, der in Cannes erstaufgeführt wurde, dürfte sich eher an diejenigen richten, die für McQueen schwärmen, als an Hardcore-Rennfans. Für alle, die den Film “Le Mans” aber lieben, ist auch der Dokumentarfilm ein Muss, erlebt man doch die Entstehung aus einer neuen Perspektive und sieht die wichtigsten Mitspieler - Rennfahrer und Schauspieler - in der Zeit damals und heute. Dafür sind denn auch die etwa EUR 22, die die Bluray-Version kostet, gut angelegt.
Vielleicht war dieser Film das Wichtigste, was McQueen in seinem Leben überhaupt erreichen wollte, nur so lässt sich vermutlich erklären, warum er fast sein letztes Hemd dafür hergegeben hat.
Weitere Angaben
- Titel: Steve McQueen - The Man and Le Mans
- Format: DVD/Bluray
- Sprache: Englisch
- Regie/Directors: Gabriel Clarke, John McKenna
- Produzenten: Gabriel Clarke, John McKenna
- Musik: Jim Copperthwaite
- Produktionsjahr: 2015
- Preis: ca. EUR 22 (BluRay)
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