Die Marke “Faller” können vor allem die Modelleisenbahner, denn die Gebrüder Hermann und Edwin Faller aus dem Schwarzwald setzten ab 1946 auf die H0-Eisenbahn und bietet ein miniarisiertes Deutschland als Zubehör zu den kleinen Zügen. Ob Hotel, Tankstelle oder ganze Bahnhöfe, Faller liefert es zunächst auf Pappbögen und später als Plastikbausätze, die man ähnlich den Modellfliegern mit Leim und Geschick zusammenbaut.

Doch warum soll dies für den Oldtimer- und Youngtimer-Fan interessant sein?
Auto Motor und Sport im Wohnzimmer
Zur Spielwarenmesse 1963 in Nürnberg stellt die Firma Faller zur Überraschung vieler die Bahn “Auto Motor und Sport” vor, eine Autorennbahn im H0-Massstab. Sie ist von Anfang an als Miniaturisierung des normalen Strassenverkehrs gedacht und soll die Modelleisenbahn mit selbstfahrenden Autos ergänzen.

Als Autos werde ausschliesslich deutsche Typen verkleinert, etwa der VW Käfer, der Mercedes 190 SL oder der Ford Taunus.
Von der Strasse zur Rennstrecke
Allerdings darf es auf der Faller-Autorennbahn auch etwas sportlicher zugehen, die Packungen heissen schon auch einmal “Solitude” oder “Avus” und 1964 konfigurieren die Faller-Macher sogar die Nordschleife des Nürburgrings massstabsgerecht für das ADAC-1000-km-Rennen. Die Autos tragen Startnummern und es gibt neben dem Jaguar E-Type auch den Porsche 904 GTS zu kaufen. Auch Boxengebäude, Leitplanken, Strassenbeleuchtung und andere Accessoires tragen zur Realitätsnähe der Modellwelt bei.
Gegenüber der Konkurrenz von Märklin und Fleischmann hat Faller vier Jahre Vorsprung, Carrera und Stabo Car starten im selben Jahr, aber mit grösseren Massstäben. So wird das Autorennbahngeschäft ein einträgliches.

Farbig beschriebene Geschichte
All dies fasst Autor Ulrich Biene unterhaltsam und vor allem mit schönen Abbildungen von Packungen, Fahrzeugen, Anlageausschnitten, usw. illustriert zusammen. Das macht Freude beim Lesen und weckt nostalgische Geister, die man schon lange vergessen glaubte.
Nicht nur für Modellbauer
Die lebendig wiedergegebene Geschichte der Gebrüder Faller fesselt, denn sie zeigt, was zwei findige Unternehmer mit einem Gespür für Trends leisten können. Und so ist das Buch auch für Leute interessant, die in ihrer Kindheit keine Faller-Modellhäuser (z.B. Villa Tessin) zusammengebaut haben und nicht mit dem AMS-System im Massstab 1:87 Rennen austrugen.
Dass Biene über die Insolvenz/Rettung von Faller im Jahr 2009 kaum etwas sagt und dass ein praktischer Stichwortindex fehlt, sei hier verziehen, zu nostalgisch fühlt sich der Autor dieser Zeilen nach dem Lesen des 184 Seiten starken Buches, das mit EUR 29.90 zudem durchaus preiswert ausgefallen ist.

Bibliografische Angaben
- Titel: Faller - kleine Welt ganz gross”
- Autor: Ulrich Biene
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Delius Klasing
- Format: Gebunden, 21,9 x 28,7 cm
- Umfang: 184 Seiten, 265 Farbfotos, 52 Schwarzweissfotos
- ISBN: 978-3-667-10694-0
- Preis: EUR 29.90
- Kaufen/bestellen: Online bei amazon.de , online beim Verlag Delius Klasing oder im einschlägigen Buchhandel
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