Es waren die rauschenden Siebzigerjahre, als Zeitschriften wie Sport Auto, Rallye Racing oder Motorsport Aktuell stetig steigende Auflagen vermelden konnten und sich die Leser mit Berichten über die Deutsche Rennsport Meisterschaften fesseln liessen. Und da tauchte ein Name immer wieder auf: Max Moritz. Und die orange-braun lackierten Jägermeister-Porsche 934 und 935 kannte fast jedes Kind, zumindest aber sicherlich alle die Leser der Magazine, welche über die damaligen Rennen und Rennteams berichteten. Da gab es zum Beispiel diese eine Juli-Nummer von Sport Auto, die den Max-Moritz-Jägermeister-Porsche 934 sogar auf der Frontseite zeigte.
Es ist fast, als wäre es gestern gewesen. Die Erinnerungen an die Siebzigerjahre kommen sofort zurück, wenn man beginnt im neu erschienen Buch von Jürgen Lewandowski zu blättern.
Die Beobachtungen der Insider
Lewandowski war eng dran damals, was ihn wohl auch dazu bewegt hat, ein Buch über das Rennteam Max Moritz und insbesondere die aktivste Zeit von 1970 bis 1979 zu verfassen. Er kann auf viele eigene Erinnerungen zurückgreifen, doch damit wollte er sich nicht begnügen. Er kontaktierte unzählige Leute, die ihrerseits wieder Anekdoten oder gar ganze Kapitel beitrugen. Bis es schliesslich eine Runde Geschichte war.
Eine Familiengeschichte
Eingeleitet wird das Buch durch die Familiengeschichte der Moritz-Dynastie, den Anfängen mit dem Fahrradhandel, der Übernahme der Porsche-, Volkswagen und Audi-Vertretungen. Die Geschicke der Patrons werden bis in die Gegenwart verfolgt.
Richtig spannend werden die Geschehnisse für den Rennfan dann, als man sich entschloss in den Rennsport einzusteigen. Und das tat man nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals.
Eine Renngeschichte
Im Zentrum aber stehen natürlich die Rennteilnahmen und die Rennerfolge. Beginnend mit einem eher amateurhaften Einsatz eines Porsche 914/6 in Hockenheim wurde aus dem kleinen Rennteam eine professionelle Truppe, die nicht nur des öfteren bessere Fahrwerks- oder Motorabstimmungen hervorbrachte als die Werksformationen, sondern auch immer durch kollegiales und faires Tun auf dem Rennplatz überzeugten.
Vom Porsche 914/6, über Porsche 911 und die RSR-Modelle, bis zum 934 und dann zum 935 nutzten die Leute um Max Moritz und Teamchef Rudi Sauter alle Porsche-GT-Fahrzeuge, die das Werk in den Siebzigerjahren anbieten konnte.
Und am Lenkrad, da drehten einige der schnellsten Rennfahrer jener Zeit, etwa Manfred Schurti, Jacky Ickx, Harald Ertl, Jürgen Barth, Derek Bell oder Helmut Kelleners. Wichtig waren auch Mr. Jägermeister Eckhard Schimpf, Reinhardt Stenzel oder Edgar Dören, ohne die mancher Max-Moritz-Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Und die Männer hinter den Kulissen und an den Boxen, die ebenfalls ihren Beitrag leisteten.
Viele von ihnen kommen persönlich zu Wort oder werden zumindest prägnant erwähnt.
Wegen der vielen Beitragenden ist es nicht immer eine geradlinige Geschichte, aber dafür wird es auch nie langweilig.
Ein vielschichtiges Fotoalbum
Natürlich gibt es einige Werksfotos im Buch, viele der Bilder aber stammen aus den privaten Fotoalben der damaligen Mitstreiter. Und dies macht das Buch zu einem Mega-Fotoalbum und zu einem Fundus vielleicht noch nie gesehener Rennaufnahmen und Hintergrundsbilder.
Gerade letztere, die (vielleicht etwas weniger scharfen und professionellen) Aufnahmen an und hinter den Boxen, machen einen erheblichen Teil des Reizes dieses grossformatigen Buchs aus. Weil die Zeitepoche und auch Rennvielfalt überschaubar ist, stösst man zwar auf viele ähnliche Bilder, aber dies stört eigentlich nur wenig.
Wichtiger ist es, dass neben der DRM auch die Einsätze in Le Mans, an der Targa Florio und bei Markenweltmeisterschaftsläufen dokumentiert sind.
Selbst der in den Neunzigerjahren aufgebaute knallgelbe Porsche 928 GTS schaffte es ins Buch und auch die Einsätze im Porsche-Cup wurden dokumentiert, obschon sie natürlich deutlich nach den Siebzigerjahren stattfanden.
Für die echten Fans
Es ist ein mit 300 Seiten und sicherlich über 300 Bildern sehr umfangreiches Werk geworden. Und dass man auch noch die eingesetzten Sonnenschirme, Teamjacken und Muster von Briefschaften abbildete, zeigt, dass man das Buch als Gesamtdokumentation über die wichtigste Zeit des Max-Moritz-Teams versteht. Entsprechend richtet es sich natürlich auch an die Fans jener Rennsportepoche, als man einen Jacky Ickx noch für 15’000 DM für ein Wochenende verpflichten konnte oder die Teammitglieder mit Leberkäs-Broten verpflegte. Das war die Zeit vor den riesigen Motorhomes hinter den Boxen, als die Rennfahrer abends noch zusammen ein Bier tranken oder sich im Bilstein-Rennbus trafen. Wer sich daran gerne erinnert, findet im Max-Moritz-Buch sicherlich eine entspannende Lektüre.
Das Buch sei aber auch den Porsche-Interessierten empfohlen, denn es zeigt die hierzulande ein wenig in Vergessenheit geratenen Typen 914/6 GT, 934 und 935 aus der Sicht der Privatteams, die einen erheblichen Teil am Porsche-Gesamterfolg beitrugen. Es waren Teams wie Max Moritz, die den Rennsport spannend und gross gemacht haben, und es ist toll, dass ihr Beitrag in einem derartig grosszügigen Werk verewigt wurde. Da sind auch EUR 69.00 nicht zuviel verlangt.
Dass man dafür auch noch eine komplette Aufstellung der Renneinsätze, geordnet nach Fahrzeugtypen, erhält, mag selbstverständlich erscheinen, wer je ein derartiges Verzeichnis erstellt hat, kann aber nachvollziehen, wieviel Arbeit allein diese Übersicht gekostet hat, vor allem dann, wenn man (als Leser des Buchs) noch weiss, dass Max Moritz einst seine eigenen Unterlagen grossräumig entsorgte.
Bibliografische Angaben
- Titel: Max Moritz Racing Team - Rennsportjahre 1970 - 1978
- Autor: Jürgen Lewandowski (und viele weitere Beitragende)
- Sprache: Deutsch
- Verlag: View GmbH
- Auflage: 1. Auflage (1. November 2016)
- Format: Gebunden, 29x4 x 24,4 cm
- Umfang: 300 Seiten, über 300 Bilder in Schwarzweiss und Farbe
- ISBN: 978-3-945397-04-6
- Preis: EUR 69.00
- Kaufen/bestellen: Online bei amazon.de oder im einschlägigen Buchhandel
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