Der Film “The Italian Job”, herausgekommen im Jahr 1969 geniesst nicht nur bei Oldtimerliebhabern und Mini-Freunden Kultstatus, denn es handelt sich nicht um einen Autofilm, obschon die Fahrzeuge eine zentrale Rolle im britischen Streifen einnehmen. Im Prinzip handelt es sich beim knapp über 90 minütigen Film um eine Goldraubgeschichte. Geplant wurde der Raub durch einen Italiener, doch nach seinem Tod gleich am Anfang des Films erbt der britische Dieb Croker den Plan und setzt ihn mit einigen Widerständen in der italienischen Stadt Turin um.
50 Jahre danach
Der Autor Matthew Field ist ein wahrer Fan dieses nun 50-jährigen Films, der bis heute seinen Kultstatus bewahrt hat. Er interviewte über die Jahre unzählige Leute, die beim Dreh und bei der Finanzierung eine Rolle spielten und setzt dieses Puzzle nun zum 50. Geburtstag zu einem Buch zusammen, das einen auf eine spannende Reise mitnimmt und in dem man viele Dinge erfährt, die man vermutlich vorher nicht wusste.
So war als Drehort der Italien-Szenen ursprünglich Mailand und nicht Turin vorgesehen und es war wohl Agnelli, dem Fiat-Boss, zu verdanken, dass die Szenen in der italienischen Metropole so spannend wurden, wie sie im Film zu sehen sind. Auch war im ursprünglichen Script in der Eingangsszene ein Iso Grifo anstatt eines Miuras vorgesehen gewesen.
Nicht nur Autos
Obwohl die Autos eine zentrale Rolle spielen, sind dem Autoren Field die Leute im Film mindestens ebenso wichtig. Aus den vielen Gesprächen, die er führte, sind viele im Buch wiedergegeben, erhellen dabei jeweils bestimmte Aspekte (z.B. die Fahrzeugauswahl, die Location-Entscheide, usw.). Dies ist spannend zu lesen.
Ausschnitte aus den ersten Entwürfen, aus den Drehplänen und anderen filmrelevanten Dokumenten geben einen Einblick, wie damals gearbeitet wurde.
Aber auch Autos
Bereits in der ersten Szene des Films tritt ein Auto auf, das bis heute zu den Ikonen des Sportwagenbaus zählt, der Lamborghini Miura. Das Budget des Films reichte nicht zum Kauf eines dieser raren Mittelmotorsportwagen, also lieh man sich bei Lamborghini einen Wagen aus. Dieser wurde einfach vom Band genommen, bevor er dem Kunden ausgeliefert wurde. Der Tacho wurde abgehängt, so dass er auf 0 km stehen blieb. Tatsächlich legte der Wagen, teilweise mit schweren Kameras bepackt, aber 2500 km zurück, bis er an den Kunden ging. Und er hat bis heute überlebt, befindet sich jetzt im Besitz des Sammlers Fritz Kaiser.
Erst kürzlich allerdings konnte seine Identität zweifelsfrei geklärt werden. Im Film wird er in der Anfangsszene von einem Schneepflug zerstört, dafür lieferte Lamborghini eigens ein Wrack, das von der Filmgesellschaft aber gekauft werden musste. Dieses verschwand noch in der Nacht nach dem Dreh und ist bis heute nicht mehr aufgetaucht. Auch dies erfährt man im Buch.
Die Minis
Wichtiger für den Handlungsverlauf sind aber drei Mini Cooper S, die als Fluchtfahrzeuge verwendet werden im Film und das ganze Gold durch Turin transportieren. Dabei fahren sie durch Galerien, Kanalisationen, springen über Dächer und durch die Steilwandkurven der Lingotto-Fabrik.
All dies wird im Buch detailliert nachgezeichnet. Es wird u.a. ein Einblick in die Arbeit von Remy Julienne gegegen, der die Stunts leitete und fuhr. Und man erfährt auch, dass keiner der sechs Minis, die eingesetzt wurden, heute noch existieren. Und man wird darüber informiert, dass alle Autos, auch die beiden E-Types und die beiden Aston Martin DB4 Convertible jeweils auf Achse nach Italien und zurück (sofern sie die Dreharbeiten überlebten) zurückgefahren wurden.
Zu den bereits erwähnten Fahrzeugen gesellten sich noch Horden von Fiat, Alfa Giulia Polizeiautos und mehrere Fiat Dino Coupés, welche von der Mafia genutzt wurden.
Sofern die Fahrzeuge überlebt haben, gibt es auch dazu noch weitere Informationen im Buch
Tolle Bilder
Das 336-seitige Buch ist als “Coffee Table Book” angelegt und erfreut daher mit einer grosszügigen Bilderauswahl. Zu finden sind sowohl Fotos von den Dreharbeiten, Portraits der Crew und Darsteller, aber auch Filmposter und Standbilder aus dem Film. Wer den Film mag, wird auch das Buch lieben und selbst wer kein Wort Englisch versteht, wird am Buch seine Freude haben.
Überhaupt richtet sich dieses Buch sicherlich nicht primär an Autoliebhaber, sondern eher an Filmliebhaber. Aber wer den End-Sechziger-Film “Italian Job” schätzen kann, der wird auch das Buch mögen.
Bibliografische Angaben
- Titel: Self Perservation Society - 50 Years of The Italian Job
- Autor: Matthew Field
- Sprache: Englisch
- Verlag: Porter Press International
- Auflage: 1. Auflage Mai 2019
- Format: Gebunden, 29,3 x 24,6 cm
- Umfang: 336 Seiten, über 400 Abbildungen, teilweise in Schwarzweiss
- ISBN: 978-1-907085-86-4
- Preis: £ 45
- Kaufen/bestellen: Online bei amazon.de , online beim Verlag Porter Press International oder im einschlägigen Buchhandel. Für Schweizer Kunden gibt es das Buch auch bei Dönni Classic Cars für CHF 62.00 (Teilenummer GBD666)
(zusätzlich erhältlich ist eine Collector’s Edition mit Zusatzmaterial und aufwändiger Aufmachung)