Ettore Bugatti war bekannt dafür, dass er Renn- und Sportwagen konstruierte, die sich durch ein exzellentes Leistungsgewicht auszeichneten. Er baute nicht um jeden Preis den stärksten Motor ein, sondern er suchte stets die ideale Balance zwischen Leistung und agilem Fahrverhalten.
Mit dem Bugatti Type 35 etablierte Bugatti einen Rennsportwagen, den es im Grand-Prix-Sport zuschlagen galt. Die meist blauen Renner waren von der Konkurrenz kaum einzuholen.
Ettore war aber auch ein Pionier des Baukasten-Prinzips. Durch Kombination von unterschiedlichen Fahrgestellen und Motoren entstanden immer wieder neue Fahrzeugtypen, keine Nische schien zu klein zu sein.
Ein kleiner Bruder
Der hier portraitierte zweisitzige Bugatti Type 39 basierte auf dem Type 35, der zwischen 1924 und 1931 gebaut wurde. Im Gegensatz zum Reihen-Achtzylinder-Zweilitermotor des Type 35, musste sich der Type 39 mit 1,5 Liter Hubraum begnügen. Damit erfüllte der Rennwagen die Anforderungen des Reglements der "Voiturette"-Klasse, was der Vorkriegs-Formel 2 entsprach. 750 kg brachte der Type 35 auf die Waage.
Moderate Leistung, gut ausbalanciert
Der Motor mit einer einzelnen obenliegenden Nockenwelle leistete etwa 90 PS bei 5500 U/min und das Drehmoment von rund 81 Newtonmeter lag schon bei 2000 U/min an.
Dank der leichten Räder und des niedrigen Gesamtgewichtes war der Type 39 vielen grösseren und stärker motorisierten Rennwagen überlegen. Verzögert wurde mit Trommelbremsen an allen vier Rädern, die mit Kabeln angesteuert wurden.
Kompakter Renner
Der Type 39, von dem zwischen 1925 und 1931 vermutlich nur zehn Stück gebaut wurden, war 368 cm kurz. Der Radstand betrug 240 cm. Die Grand-Prix-Bugatti waren schmal, der Type 39, der fast alle Komponenten mit dem 35B und C teilte, war nur 132 cm breit. Im Cockpit, dem nur ein Teil dieser 132 cm zugestanden wurde, ging es entsprechend eng zu.
Besondere Räder
Ettore Bugatti hate erstmals 1924 beim Type 35 neuartige Aluminiumräder anstatt Speichenräder eingesetzt. Eine Besonderheit war der abnehmbare Felgenkranz und die integrierten Bremstrommeln. Die charakteristischen Räder gleichen einer Skulptur, und sind bis heute von klassischen Bugattis nicht wegzudenken. Sie boten viele technische Vorteile, so wurde zum Beispiel im harten Rennbetrieb die Ableitung der Bremswärme verbessert, und man erhoffte sich auch eine aerodynamische Verbesserung.
Zudem halfen die Aluräder, das Fahrverhalten zu optimieren, denn dank ihres tiefen Gewichtes musste weniger ungefederte Masse bewegt werden, wodurch sich die Bugattis trotz Starrachsen hinten und vorne leichter und exakter pilotieren liessen.
Sportliche Ambitionen
1925 war das letzte Jahr, in dem im Grand Prix Sport mit Zweilitermotoren gestartet wurde, ab 1926 galt eine Limitierung auf 1,5 Liter. Diesen Umstand machte sich Ettore Bugatti zunutze. Bereits ein Jahr vor Reglementänderung hatte er Erfahrungen mit dem kleineren Achtzylindermotor gesammelt, um dann im Folgejahr erfolgreich gegen die etablierten Teams anzutreten.
Renngeschichte
Der von uns vorgestellte Type 39 startete im Juni 1925 am Grand Prix Montlhéry südlich von Paris im Werksteam von Bugatti und wurde von Giulio Foresti pilotiert, der den dritten Rang erzielte. Die insgesamt vier neuen Werksrennwagen platzierten sich in ihrer Klasse überlegen auf den Plätzen eins bis vier und zeigten der Konkurrenz, dass Bugatti das Team war, das nun zu schlagen war.
Im selben Jahr im Grossen Preis von Monza in Italien mischte der Rennfahrer Meo Constatini die Spitzengruppe auf, die mit ihren 2 Liter Maschinen stärker motorisiert waren, und wurde sensationeller dritter.
Einen der vielen weiteren Rennerfolge konnte Carl Junker verbuchen, er war im australischen Grand Prix von 1931 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 69,87 mph (112 km/h) siegreich. Die Höchstgeschwindigkeit des Type 39 soll 103 mp/h betragen haben, was über 165 km/h entspricht, der Spurt von 0 auf 100 km/h war im Idealfall in unter neun Sekunden erledigt.
Es war damals üblich, dass ein Rennwagen über viele Jahre erfolgreich eingesetzt werden konnte, im Vergleich zu heute, wo in den meisten Rennserien jede Saison mit einer Neuentwicklung angetreten wird, um das Reglement zu erfüllen, oder um wettbewerbsfähig zu bleiben. So war dem Type 39 eine lange Karriere beschieden, und auch die anderen Bugatti fuhren Sieg um Sieg ein.
In seinem nun bald hundertjährigen Leben ging der hier portaitierte Type 39 durch viele Hände, und einer der Vorbesitzer installierte sogar einen Ford V8 Motor. Heute befindet der Bugatti aber wieder im Originalzustand mit "matching numbers".
Der nun fast 100-jährige Bugatti Type 39 wird am 6. Februar 2020 an der Bonhams Auktion "Les Grandes Marques du Monde au Grand Palais" im Rahmen der Rétromobile in Paris zum Verkauf angeboten. Erwartet wird ein Preis von EUR 1,05 bis 1,4 Millionen (CHF 1,1 bis 1,5 Millionen). Eine Vorschau auf die ganze Auktion wurde bereits publiziert.
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