Der Sieger muss aus Turin kommen. Sollte dem Superrenner der Tochterfirma Lancia ein Missgeschick passieren, dann bleibt immer noch der biedere 131er aus dem Mutterhaus. Aber wer bringt nebst dem fahrerischen Rüstzeug Munaris auch ein geeignetes Sportgerät an den Start? Eigentlich niemand, denn alles war Rang und Namen hat, ist für Fiat unterwegs und hier herrscht Zucht und Ordnung. Andruet, Verini, Bachelli, Darniche, jetzt auch Röhrl und die rasant zur Weltspitze vorstossende Michèle Mouton auf Stratos, balgen sich um den Sold aus Agnellis Kasse. Eine Rallye, langweilig wie letztes Jahr, bahnt sich an.
Und schon bei der vierten Spezialprüfung bleibt Munari stehen. Motorschaden! Bevor alle Fiat- und Lanciaschrauber das „Impossibile“ richtig erfassen, sind vorne drei Ungesetzte den Turinern auf und davon gefahren: Die Franzosen Nicolas/Laverne, Fréquelin/Delaval und Ragnotti/Andrie bringen wieder Leben in die Agonie der Rallye Monte Carlo. Einziger Wermutstropfen für Chauvinisten: Jean-Pierre Nicolas fährt einen privaten Porsche.
Auf zwei Allerweltsauto machen Fréquelin und Ragnotti Dampf. Ein Schrei geht durch Frankreich, die Franzosen pilgern wieder wie anfangs der 70er-Jahre an die Strecken. Die Pleite mit dem Alpine A 310 kratzt an der Ehre der französischen Techniker und sie machen dem Renault 5 Beine. Aus dem 1,5-Liter-Motor holen sie 130 PS, specken überall ab und wissen auch am Fahrwerk einige Tricks einzubauen. Nach den ersten fünf Spezialprüfungen führt Fréquelin vor Röhrl auf Fiat, dann kommt Ex-Stuntman Ragnotti, ebenfalls auf einer gelben, wilden Biene und erst dann Bachelli auf Stratos.
Vierzehn Prüfungen auf der grossen Schleife, 1‘500 Kilometer lang, genügend Möglichkeiten für Fiat, sich die lästigen Zwerge vom Hals zu schaffen. Erfolglos. Röhrl/Geistdörfer erzielen zwar mehrere Bestzeiten, bleiben auf der Prüfung von St. Jean-en-Royans aber einige Minuten stehen - ein Kabel hat sich am Verteiler gelöst. Doch die wilden Bienen bleiben dran. Darniche/Mahé, Andruet/“Biche“ und auch Mouton/Conconi verlieren dauernd an Boden. Einzig Nicolas auf dem Porsche kommt Ragnotti und Fréquelin immer näher. Einige Spezialprüfungen in de Ardèche müssen gestrichen werden. Schneefall stellt die Pflüge vor unlösbare Probleme. Dies weckt wieder Hoffnung bei der Angelli-Truppe. Ihre konventionell angetriebenen Rallyewagen bringen bei Schnee die Kraft schlechter auf den Boden als der Porsche und die R 5. Vor der letzten Nacht noch überholt Nicolas mit dem Porsche die beiden sympathischen Zwerge.
Der Turini erlebt bei dieser Ausgangslage vor der letzten Nacht einen gewaltigen Zuschaueransturm, verbunden mit einem genialen Verkehrschaos. Kurz vor dem Start entwirrt es sich. Die Ruf- und Schneeballschlacht auf der Passhöhe erreicht ihren Höhepunkt als die beiden französischen Renault 5 im vollen Drift erscheinen, gefolgt vom Restbestand der Truppe aus Turin – vier Fiat, 2 Lancia mit französischen Söldnern besetzt. Nicolas erspart sich den Tanz am äussersten Limit, sein potenter Porsche auf den steilen Gassen rund um den Turini ist für Ragnotti und Fréquelin eine Nummer zu gross. Nach 6 Stunden und 57 Minuten Vollgas gewinnen Nicolas/Laverne die sehr emotional verlaufene Monte 1978 vor Ragnotti/Andrie, Fréquelin/Delaval und Röhrl/Geistdörfer.
P.S. Die beiden Renault R5 lösen eine grosse R5-Sympathiewelle aus, die vom Werk geschickt zu Werbezwecken ausgenützt wird. So steht der Monte-Auftritt am Anfang des kommerziellen Erfolges dieses Fahrzeugtyps. Erinnerungen an die Erfolge der Mini Cooper in den 60er-Jahren werden wach. Endlich hat wieder ein Auto aus der Massenproduktion den hochgezüchteten Strassensportwagen, all den Exoten und Superboliden die Schau gestohlen.
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