Seinen öffentlichen Anfang nahm das „Historische Flugplatzrennen Zweibrücken“ bei der Retro Classics in Stuttgart im März, wo die neue Veranstaltung (am letzten Septemberwochenende) einem, schon Corona bedingten kleinerem Messepublikum als sonst, vorgestellt wurde. Kurz danach begann bekanntermassen der Lockdown und damit die grosse Absage-Orgie zahlreicher Histo-Events.
Dieses Problem hatte der Veranstalter Wolfgang Heinz zumindest mit dieser Veranstaltung (und im Gegensatz zu seiner abgesagten Histo-Rallye) nicht, denn über die Monate gab es nicht nur Lockerungen, sondern das Feld füllte sich stetig weiter. Zunächst stark motorradlastig, dann zogen die Autos deutlich an. Nach Nennungsschluss mit über 250 Startern waren beide Fraktionen in etwa gleich stark.
Austragungsort mit Tradition
Die Strecke auf dem Flugplatz in Zweibrücken war Ende der 90er Jahre mit der Pro Superbike, der STW und der Top 10 teilweise gleich dreimal in einem Jahr Schauplatz von Rennaction. Nach einem mehrjährigen, sehr mässig erfolgreichem Intermezzo als Verkehrsflughafen, verfiel die Strecke in einen motorsportlichen Dornröschenschlaf. Sie wurde zwar als Teststrecke genutzt, stand aber erst in diesem Jahr wieder vollständig für den Motorsport zur Verfügung. Dann allerdings, so wie früher, gleich dreimal und mit drei verschiedenen Streckenvarianten für völlig unterschiedliche Veranstaltungskonzepte.
Bei allen indes wurde im Uhrzeigersinn, also entgegen der früheren Rennrichtung, gefahren. Alle Veranstalter hatten zudem das gleiche Problem: Tatsächlich aufbauen konnten sie ihre jeweiligen Schikanen auf der Landebahn erst am Renntag, da die Piste weiterhin als regionaler Landeplatz genutzt wird und es zudem mehrere kürzere Slots für Starts und Landungen gab, wo die Schikanen auf der Landebahn an den Renntagen immer wieder ab- und aufgebaut werden mussten.
Die Rennaction
Pünktlich zum Rennen hielt der Herbst Einzug in der Westpfalz und bescherte den Aktiven Temperaturen im mittleren einstelligen Bereich, garniert mit frischem Westwind und reichlich Regen. Zum ersten Lauf samstags um 08:15 wagten sich nur ein Häufchen von fünf aufrechten Motorradpiloten auf die Strecke.
Die Autofraktion hatte es mit Dach da schon deutlich leichter und fuhr gleich mit deutlich volleren Feldern. Insgesamt gab es zehn Klassen, die an beiden Tagen jeweils zwei Läufe zu 15 Minuten absolvieren durften. Ab dem zweiten Durchgang am Samstag wurde das Wetter dann etwas besser, vor allem hörte es, bis auf kleine Schauer, auf zu regnen.
Alle, auch die zahlreichen Zwei- und Dreiradpiloten, hatten jetzt ihren Spaß und kamen reichlich zum Fahren auf der zwar nur 2 km kurzen aber dennoch recht flüssigen Piste. Organisatorisch funktionierte bei der Premiere alles bestens.
Gerade mal eine Minute hinter dem Zeitplan endete der erste Renntag, während der Sonntag auf die Minute zum Schlusspunkt ansetzte. Trotz frostigen Temperaturen musste nachts niemand frieren, denn der große Dieselgenerator im Motorradfahrerlager lieferte reichlich Strom, so dass in allen Zelten die Heizstrahler brummen konnten. Dies ist wahrlich kein Standard bei Flugplatzrennen, das galt auch für die sechs Duschen, die beständig heißes Wasser lieferten.
Dementsprechend groß war die Zustimmung seitens der Piloten nicht nur für die Piste, sondern auch für die Orga und das ganze Drumherum. Das galt insbesondere für den pfiffigen Caterer, der spontan seine letzten Glühweinvorräte nach Zweibrücken geschafft hatte, die dann prompt einen reissenden Absatz fanden.
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Die spektakulärsten Autos
Der absolute Star auf der Piste war zweifelsohne der 1965er McLaren M 1 B von Ulrich Weber. Der Pfälzer hatte es sich nicht nehmen lassen bei seinem Heimrennen zu starten. Das übrigens mit Original CanAm Sound von damals, denn der Bolide durfte ohne Schalldämpfer laufen.
Ebenfalls ehemals geschaffen für nordamerikanische Pisten war der Triumph TR 8 IMSA GTO (1977) des Saarbrückers Christian Marx, der ein weiteres Glanzlicht mit sattem V8-Sound und flotten Runden lieferte. Nicht mal so laut, dafür aber extrem spektakulär und „sauschnell“ war der Schweinfurter Bergspezialist Alexander Hin in seinem erst acht Jahre alten Osella PA 30 unterwegs. Ansonsten sorgten insbesondere die Youngtimer für richtig gute Rennaction.
Wie geht es weiter?
Corona hin oder her, Veranstalter Heinz hat seinen Termin für 2021 (wieder Ende September) schon einmal fixiert. Das ist auch gut so! Sowohl der Histo Race Cup, als auch die IG Rennsport (aus der Berg DM) möchten wieder fahren. Ebenso ein lokaler Motorradhändler, der eine eigene Klasse für seine Kunden bekommen hatte. „Wir werden etwas an den Klasseneinteilungen arbeiten müssen, damit sich die Felder besser verteilen“, erklärte Heinz. Zudem besteht wegen der zahlreichen Querverbindungen die Option zwischen Landebahn und Taxiway die Strecke in kleinen Schritten zu verlängern, so dass es auch bei mehr Startern nicht zu voll wird.
Der Anfang ist gelungen. Hoffen wir, dass es im Jahre 2 nach oder mit Corona noch besser mit dem „Historischen Flugplatzrennen Zweibrücken“ und überhaupt mit dem Motorsport auf dem Flugplatzkurs in der Westpfalz weitergeht.