Dieser Bericht stammt aus dem 1. Band der beliebten Buchreihe “Hallo Fahrerlager“ von Rainer Braun aus dem Jahr 2007.
Toine Hezemans und sein Vater Joe, im Aushecken derber Späße ohnehin konkurrenzlos, greifen kurz vor Weihnachten zum Telefon und rufen ein paar Rennkumpels an. Die Botschaft lautet: „Zwei Tage unterm Weihnachtsbaum sind genug, danach muss was geschehen.“
Was sich der Hezemans-Clan mit seinem „Crazy Race“ als Festtagsprogramm zwischen Weihnachten und Neujahr 1970 ausgedacht hat, würde heute locker zur sofortigen Verhaftung aller handelnden Personen reichen. Vom Lizenzentzug ganz zu schweigen.
“Besondere” Regeln
Schon die gewöhnungsbedürftigen Regeln werden dem Titel der Veranstaltung voll und ganz gerecht. So ist jeder automatisch disqualifiziert, der mit unbeschädigtem Auto ins Ziel kommt. Gute Chancen auf den Verbleib im Wettbewerb haben die, denen bereits in den Vorläufen Überschläge und deftige Kollisionen gelingen. Und wer gar eine volle Runde gegen die Fahrtrichtung schafft, erhält sofort eine Startgarantie fürs Finale. Zwingend vorgeschrieben ist übrigens ein Le Mans-Start, allerdings unter Zuhilfenahme eines Hüpfballs.
Alles Käfer
Für die 20 Starter aus Holland, Deutschland und England stehen am Rande eines Wald- und Wiesen-Parcours unweit des Städtchens Aalst in der Nähe von Eindhoven rund 40 VW-Käfer in Reih’ und Glied. Die ausgedienten Altwagen hat Hezemans beim VW-Generalimporteur Ben Pon zum Stückpreis von 200 Mark erworben.
Schwierige Qualifikation
Mit Gijs van Lennep, Han Akersloot, Toine Hezemans und Rob Slotemaker an der Spitze ist Hollands Vollgas-Elite fast vollzählig vertreten. Die deutsche Abordnung besteht aus Willi Kauhsen und Helmut Kellners.
Ich bin als Frontberichterstatter geladen und darf auch aktiv ins Geschehen eingreifen, allerdings ist meine Vorstellung schon nach dem Vorlauf wegen fehlender Kampfspuren beendet. Kollege Kauhsen rettet die deutsche Ehre mit einem eleganten Flug in den Wassergraben, was ihn automatisch in die nächste Runde bringt. Auch Kelleners macht seine Sache ordentlich und beendet seinen Vorlauf mit abgerissenen Kotflügeln und schiefem Vorderrad.
Für den Zwischenlauf gibt es „frische“ Autos. Jetzt erwischt es auch Kelleners, der die Finalteilnahme verpasst, weil ihm dummerweise keine größere Kollision gelingt. Kauhsen hingegen erzwingt mit einer Reihe rüder Aktionen den Einzug in den Endlauf, wo er sich als einziger Deutscher mit neun Holländern und vier Briten rumprügeln darf.
Holland vor Deutschland
Zum Held des Tages wird schließlich Lokalmatador Rob Jansen gekürt – seine zwei karambolageträchtigen Runden durch den Gegenverkehr haben die Jury restlos überzeugt. Kauhsens mutige Sprünge nebst sicher gestandener Seitwärtsrolle honorieren die Preisrichter überraschend mit Platz zwei noch vor Hollands Schleuderkönig-Idol Rob Slotemaker.
Nach der feucht-fröhlichen Siegerehrung unter freiem Himmel droht Toine Hezemans mit einer Neuauflage im nächsten Jahr um die gleiche Zeit. Doch die Fortsetzung kommt nicht mehr zustande, weil die niederländische Sportbehörde KNAC Wind von dem wilden Treiben bekommt und das Schrott-Festival mit einem dauerhaften Verbot belegt.
Diese Geschichte stammt aus Band 1 (2007) der dreiteiligen Buchreihe "Hallo Fahrerlager" von Rainer Braun. Derzeit sind noch Restbestände der Bände 1, 2 und 3 als Paket im Schuber verfügbar, solange der Vorrat reicht. Aktuell ist die Sonderedition „Hallo Fahrerlager Classic“ im Großformat mit 300 Seiten und vielen neuen Episoden im Handel. Weitere Infos dazu und Bestellungen auf der Website von “Hallo Fahrerlager” oder dem Racing-Webshop .
Weitere Beiträge von Rainer Braun sind im Themenkanal "Hallo Fahrerlager" zu finden.
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