In den beiden Jahren 1979 und 1980 wurde im Rahmenprogramm zur Formel 1 in Europa jeweils ein ProCar-Rennen ausgetragen.
Dabei kämpften höchstens 19 Tourenwagen-Fahrer gegen die fünf Schnellsten des F1-Trainings, als Auto erhielten sie identische BMW M1. Selbst in Monaco wurde mit den schnellen Mittelmotor-Coupés gefahren.
Ein lukrativer Genuss für F1-Piloten
Bis auf die Renault-, Ferrari- und Michelin-Piloten "durften" sich damals noch alle F1-Fahrer in die M1 setzen, für die meisten davon war kein Zwang nötig, denn die Teilnahme war lukrativ und sportlich ein Genuss. Die Rennen wurden am Samstag Nachmittag gefahren und der Sieger erhielt 20 Punkte und 5000 Dollar Preisgeld. 1979 wurde die Serie von Niki Lauda und 1980 von Nelson Piquet gewonnen. Beide erhielten dafür je einen Strassen-M1.
Zweites Revival
Zum diesjährigen F1 Grand-Prix in Österreich wurde das zweite Revival der ProCar-Serie nach Hockenheim 2008 organisiert.
Die Erinnerungen an die damalige Zeit wurden schnell wieder geweckt, so entschuldigte sich doch tatsächlich ein Fahrer 36 Jahre nach einem ProCar-Vorfall bei Markus Hotz für seine damaligen Handlungen.
Verregnet, verschoben, verkürzt
Insgesamt standen 14 Autos am Start. Das 40 Minuten dauernde Training am Samstag-Abend wurde leider durch einen heftigen Gewitterregen nach nur rund 20 Minuten zu Ende gespült.
Infolge diverser Unfälle im F1-Qualifying und später bei der GP2 lief der Zeitplan etwas aus dem Ruder und so verspätete sich das ProCar Training genau ins bereits sichtbar aufziehende Gewitter. Alle Fahrer schauten nach oben und hofften, dass sich die schweren, schwarzen Wolken doch erst nach dem Training entladen würden.
Einzig Sepp Manhalter hoffte auf den Regen, da er schon damals unter diesen schwierigen Bedingungen seine besten Resultate erzielte.
Ein Höhepunkt des GP-Wochenendes
Bekanntlich nimmt die Zuschauerzahl am alten Österreich-Ring jährlich dramatisch ab. Wurden vor drei Jahren beim ersten GP seit 1987 noch Zusatztribünen aufgebaut, so mussten dieses Jahr bereits drei permanente Tribünen mit Werbefolien abgedeckt werden.
Trotzdem, den anwesenden Fans wurde es richtig warm ums Herz, als die 14 M1-Boliden mit schwerem Gebrüll ihre Fahrt aufnahmen. Obwohl die 470 PS starken GT-Renner nur zwei Jahre lang auf den Rennstrecken unterwegs waren, haben sie bei den Fans Kultstatus erlangt.
Die Fahrer in den von ihren Besitzern zur Verfügung gestellten Autos, waren bis auf zwei (Gerhard Berger und Jos Verstappen, Vater von Max), schon damals in diesen Autos unterwegs. Selbst der erste ProCar Champion Niki Lauda liess sich die Gelegenheit nicht nehmen und stieg als Mercedes-Mann im Alfa-Romeo-Overall in den BMW.
Viel zu schnell zu Ende
Nach der leider sehr kurzen historischen Fahrt im M1 waren sich die Altstars einig und Gerhard Berger brachte es auf den Punkt: "Der Geruch und dann der Klang - diesen Sound kriegst du dein Leben lang nicht mehr aus den Ohren und wenn du vom Gas gehst, schiessen noch richtig schwere Flammen aus dem Auspuff."
Das Auto von Bruno Giacomelli, mit dem Gerhard Berger teilnahm, zählt heute zu seinem Eigentum. Berger trainierte, zusammen mit Dieter Quester, schon Tage vor dem Anlass auf dem Ring. Dies wäre wohl für das kurze Rennen von nur gerade zwei Runden nicht nötig gewesen.
Doch das Training zahlte sich im Zweikampf mit Marc Surer aus. Jener nämlich konnte seinen Pooh-M1 im Zweikampf mit Gerhard Berger nicht auf der Strecke halten und beendete sein Rennen im Kiesbett.
Gute Idee
Die Idee für den ProCar-Event kam von Gerhard Berger, umgesetzt und ausgeführt wurde sie vom Red Bull Team und der BMW Tradition. Leider stellte die F1-Organisation nur ein extrem schmales Zeitfenster zur Verfügung, was natürlich dem gigantischen Aufwand nie gerecht werden konnte.
Schade, dass die F1 ihre eigene Geschichte nicht hochleben lässt und dabei wenigstens noch die Fans mit Traditionsinteresse an der Stange hält.