Von 1966 bis 1968 produzierte der amerikanische Fernsehsender ABC die TV-Serie “Batman”, in der Adam West Batman und Burt Ward Robin spielte. Eine weitere wichtige Rolle hatte das Batmobile inne, das eigentlich ein ausrangiertes zwölfjähriges Konzeptfahrzeug namens Lincoln Futura war.
Die Zukunft von Lincoln …
In den Fünfzigerjahren lieferten sich die amerikanischen Autohersteller einen Aufmerksamkeitswettbewerb mit Traumwagen und Konzeptfahrzeugen.
Ford schickte im Januar 1955 den Lincoln Futura ins Rennen, ein wahrlich eindrückliches Fahrzeug. 5,7 Meter lang, 2,15 Meter breit und 1,35 Meter hoch war das Einzelstück, ein wahres Raumschiff, das auch noch ein wenig nach Ufo aussah. Die Besatzung wurde von zwei Plexiglaskuppeln umgeben. Diese öffneten sich automatisch, wenn man die Türe mit der versenkten Türfalle öffnete.
Als Motor sorgte ein abgeänderter Lincoln-V8 mit 330 PS für Vortrieb, geschaltet wurde automatisch. Anstatt eines Wählhebels gab es unterschiedlich geformte Knöpfe zum Vorwählen der Gänge. Nur wenn die Glaskuppeln geschlossen waren, konnte der Wagen bewegt werden. Eine Klimaanlage war auch an Bord, zudem gab es einen Frischlufteinlass zwischen den beiden Plexiglaskuppeln.
Die elegante Karosserie wies fliessende Linien ohne Ornamente auf, der Kühlergrill war in die vordere Stossstange integriert.
Den Bau des Traumwagens hatte man Ghia in Turin überlassen, das Design stammte aber aus der Hand der beiden amerikanischen Ford-Designern Bill Schmidt und John Najjar. Das Lincoln-Versuchschassis ging zusammen mit genauen Zeichnungen und Gipsformen nach Italien, man sprach damals von rund USD 250’000 Gesamtkosten.
Im März 1955 wurden mit dem voll funktionsfähigen Prototyp Versuchsfahrten im New Yorker Central Park durchgeführt. Am Steuer sass Benson Ford, der Leiter der Mercury-Lincoln-Abteilung.
Der weisse Lincoln Futura wurde mit viel Erfolg an einigen Autosalons gezeigt. Im Jahr 1959 hatte er einen Auftritt im Film “It Started with a Kiss”.
Damit er auf den Filmbildern besser aussah, wurde er zu diesem Zweck rot umgespritzt. Hinter dem Lenkrad sass Glenn Ford, begleitet von der reizenden Debbie Reynolds.
… geht vergessen
Natürlich hatten längst modernere Showcars den Lincoln Futura überholt. Ford verkaufte das Auto für einen Dollar an den Autoveredler und -umbauer George Barris. Dieser stellte den Wagen, der über keine Papiere verfügte, hinter seinem Shop ab. Und hätte ihn wohl vergessen.
Superheldenauto für ABC benötigt
Mitte der Sechzigerjahre benötigte der amerikanische Fernsehsender ABC ein Auto für den Star einer neuen Fernsehserie. Die Vorlage für die Serie stammte aus den Batman-Comix-Folgen, aber man suchte ein deutlich moderneres Auto, als die Dreissigerjahreversion in den gezeichneten Abenteuern. Weil der Zeitdruck gross war, wandte man sich schliesslich an George Barris, der sich an den Futura erinnerte.
Natürlich waren einige Änderungen nötig, schliesslich sollte das “Batmobile” auch optisch an den Fledermausmann erinnern. Bill Cushenberry modifizierte den Lincoln im Auftrag von Barris.
Heiliges Bat-Alles
In den zwischen 1966 und 1968 ausgestrahlten Batman-Fernsehfolgen spielt das Batmobile eine wichtige Rolle. Ein Atomreaktor sorgte für den Vortrieb, Robin quittierte die Funktionsweise jeweils mit: “Atomic batteries to power, turbines to speed!”. Auch ein Telefon war an Bord, genauso wie diverse andere Bat-Gadgets.
Die Fernsehserie war ein Publikumserfolg und sie zeigte den Superhelden Batman mit seinem Gehilfen Robin in schrillen Farben und mit ironischem Unterton, so dass die Produktion sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen gut ankam. In einer typischen Szene parkiert Batman das Batmobile auf einem öffentlichen Parkfeld und vergisst natürlich, trotz der Superheldenhektik nicht, die Parkuhr zu füttern. Dies sei wichtig, eine Bürgerpflicht und ein Beitrag an den Unterhalt der Strassen, erwähnt er dazu gegenüber Robin.
Es war auch kein Zufall, dass sich Batman und Robin immer anschnallten, sie sollten ja Vorbilder für die damalige Jugend sein.
Die Batman-Begeisterung flaute nach drei Saisons wieder ab, worauf die Fernsehserie eingestellt wurde.
Vervielfachung
Bereits in den Sechzigerjahren hatte Barris drei Replikas des Batmobiles mit Kunststoffkarosserien hergestellt, weitere entstanden teilweise auf private Initiative hin. Einige wurden in Präventionskampagnen (gegen Alkohol/Drogen) quer durch das Land, aber auch zur Promotion der Fernsehserie und des einen Kinofilms, der gleichzeitig entstand, eingesetzt.
Das originale Batmobile auf der Basis des Lincoln Futura wurde 2013 von Barris an einer Versteigerung von Barret-Jackson für USD 4,62 Millionen an einen neuen Besitzer verkauft.
Günstig oder teuer?
Von Zeit zu Zeit tauchen Batmobile-Nachbauten auf dem Markt auf. Eine von ihnen kommt am 8. Dezember 2018 bei der RM/Sotheby’s-Versteigerung im Petersen Museum unter den Hammer. Der Wagen mit Chassisnummer BAT66 soll von Jay Orhrberg Hollywood Cars aufgebaut und für die Prävention gegen Alkohol- und Drogenkonsum bei Kindern eingesetzt worden sein. Die Basis bildete ein Lincoln-Chassis aus dem Jahr 1959, die Karosserie wurde von Hand aus Stahlblech aufgebaut. Der Wagen sieht aus wie das Original und verfügt sogar über ein Bat-Phone und Batman-Symbole auf den Türen.
USD 175’000 bis 225’000 wurden von RM/Sotheby’s geschätzt, im Vergleich zu einem originalen Lincoln aus der Zeit ist das viel, gemessen am 4 Millionen teuren Original günstig.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 4 / 1955 vom 26.Jan.1955 - Seite 19: Der Versuchswagen Futura
- auto motor und sport / Nr. 6 / 1955 - Seite 15: Futura
- AR-Zeitung Nr. 18 / 1955 vom 13.Apr.1955 - Seite 15: Lincoln Futura auf der Strasse
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