Anlässlich des Genfer Automobilsalons gab es auf dem Bertone-Stand ein im Vergleich zum hochgejubelten Lamborghini Miura auch ein elegantes Coupé mit Jaguar-Kühlergrill zu sehen, das viersitzige FT Coupé.
Marcello Gandini wird die schlichte Form zugeschrieben, deren auffallendstes Element der sehr grosse Glasanteil und entsprechend die tiefe Gürtelline war.
Anlässlich der Präsentation am Genfer Automobilsalon 1966 notierte die Automobil Revue am 16. März 1966:
“Eine bemerkenswerte Neuheit zeigt Bertone in Form eines viersitzigen Coupes auf den mechanischen Aggregaten und der Bodenanlage des Jaguar S 3.8 Litre. Es weist ein ungewöhnlich gelungenes Gleichgewicht der Formen auf, das sich mit besonderer Helligkeit des Inneren verbindet.
Die Initiative zu diesem Wagen ist auf den italienischen Jaguar-Importeur Ferruccio Tarchini zurückzuführen, was auch die Typenbezeichnung «Jaguar 3.8 FT - body by Bertone» erklärt.
Dabei soll es allerdings nicht bleiben. Als die Jaguar-Werke den Entwurf für diesen Wagen zu Gesicht bekamen, beschlossen sie, ihn in ihre Modellreihe aufzunehmen, was das beste Kompliment für die Arbeit Bertones darstellt. Dieser bereitet eine Serie von nicht weniger als 1000 Stück vor, und die ersten Exemplare sollen angeblich zu Beginn des kommenden Winters lieferbar sein und etwa 40’000 Franken kosten.
In technischer Beziehung entspricht der Bertone-Jaguar FT genau dem Typ S 3.8 Litre. Dagegen wurde die Ausstattung um eine Klimaanlage erweitert, welche als Kanalisation die Hohlräume der Karosserie verwendet; die Warmluft tritt durch Düsenöffnungen im Pavillon ins Wageninnere ein.”
Von 1000 auf 2
Man war offensichtlich optimistisch im Frühjahr 1966 und tatsächlich lieferte Jaguar dann auch sieben sogenannte CKD-Plattformen (CKD = “completely knocked down) mit der Technik des Jaguar 420 Saloon nach Italien zu Bertone.
Neben dem Prototypen mit Chassis-Nr. IB 789 3 DN verliess aber nach heutigem Wissen nur ein weiterer Wagen mit der Chassis-Nummer A1F 25417 DN die Werkstätten von Bertone. Der zweite ursprünglich pastellgrün lackierte Wagen wurde nach Madrid ausgeliefert, blieb über viele Jahre unentdeckt und wurde 2012 durch das Auktionshaus Bonhams in Paris (für Euro 89'700 inkl. Aufpreis/Kommissionen) versteigert.
Das Genfer Ausstellungsfahrzeug aber blieb im Besitz der Familie Tarchini, wurde 1969 erstmals für den Strassenverkehr zugelassen und kommt nun erstmals auf den Markt anlässlich der Bonhams-Versteigerung in Zoute am 10. Oktober 2014.
Der unrestaurierte und aktuell nicht fahrbare Wagen wurde auf Euro 60’000 bis 80’000 eingeschätzt und dürfte wohl umfangreicher Restaurierungsarbeiten bedürfen. Aber eine derartige Fürsorge ist angesichts der Seltenheit sicher auch angebracht.
Jaguar und Bertone
Für Bertone war die Arbeit mit Jaguar nichts Neues, hatte man doch bereits in den Fünfzigerjahren Karosserien für Fahrgestelle des Herstellers aus Coventry gebaut. Ein Beispiel dafür war der Jaguar XK 150 als Coupé mit interessanten Gestaltungsdetails.
Die angewandten Designelemente des FT-Coupés finden sich übrigens auch an späteren Entwürfen des Hauses Bertone wieder, z..B. am Fiat 125 Executive aus dem Jahr 1967, welcher ebenfalls über sehr grosse Glasflächen verfügte.
Was mit den unbenutzten sechs weiteren Chassis passierte, die keinen FT-Aufbau erhielten, ist ungeklärt.
Interessant ist sicher zu wissen, dass auch Pietro Frua auf dem Genfer Autosalon von 1966 einen Coupé-Entwurf auf der Basis des Jaguar Typ S 3.8 zeigte.
Auch unbekannt ist, warum das elegante Jaguar FT Coupé nicht in grösseren Stückzahlen gebaut werden konnte. Es wäre für komfortbewusste Käufer gewiss eine interessante Alternative zum Jaguar E-Type Coupé gewesen.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 13 / 1966 vom 16.Mrz.1966 - Seite 21: Spezialkarosserien am Genfer Autosalon
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