Die Pagode, so wird der Mercedes-Benz 280 SL der Baureihe W 113 bekanntlich auch genannt, gehört mit 48’912 hergestellten Fahrzeugen sicherlich nicht zu den seltensten Klassikern. Wer aber unbedingt eine handgeschaltete Fünfgang-Version in dunkelrot-metallisierter Farbe sein Eigen nennen möchte, wird vermutlich nur ein einziges Auto finden, das diesen Spezifikationen entspricht.
In drei Schritten zum 280 SL
Vorgestellt wurde der Mercedes-Benz der Baureihe W 113 am Genfer Autosalon im März 1963 als 230 SL, also mit einem Reihensechszylinder-Motor von 2,3 Litern Hubraum, 1966 schoben die Daimler-Strategen den 250 SL mit siebenfach gelagertem Motor nach. Mit 150 PS wurde zwar etwas mehr Leistung geboten, gleichzeitig stieg aber auch das Gewicht, weshalb die Fahrleistungen nicht besser wurden. Und weil gleichzeitig die Konkurrenz immer stärker aufrüstete, musste auch Mercedes reagieren. Aus dem M 129 wurde der M 130 weiterentwickelt, ein Motor mit 2,8 Liter Hubraum und 170 PS bei 5750 U/min.
Der verbesserte SL
Der 280 SL war die letzte Variante der Pagode und sie begeisterte dank mehr Leistung mit noch besseren Fahrleistungen als ihre Vorgänger. Mit 23’885 produzierten Exemplaren war der 280 SL auch die meistverkaufte Version.
“Die meisten Sportwagen sind hart geferderte, enge, spartanisch ausgestattete und lautstarke Flitzer, in denen es oft etwas zieht. Wer ein solches Auto fährt, trägt meist auch einen Sturzhelm und misst die Strecke mit kühlem Blick des Mannes, der den Lorbeer sucht. Wer zwar auf Lorbeer und Enge, auf Sturzhelm und Phonstärke, nicht aber auf Temperament und Sportlichkeit verzichten will, für den hat Mercedes-Benz ein Fahrzeug eigener Prägung, unerreichter Kultur und raissigen Profils gezüchtet: den 280 SL.
Geräumiger Platz für zwei Personen, Solidität, Komfort und Sicherheit einer grossen Limousine, Fahreigenschaften eines Sportwagen - das sind die wichtigen Merkmale dieses international erfolgreichen Typs”, schrieben die Daimler-Marketing-Leute in die Verkaufsbroschüre und positionierten den SL bewusst nicht als Konkurrenten von Porsche 911, Triumph TR5 oder Jaguar E-Type. Der typische Mercedes-Käufer verlangte deutlich mehr Komfort.
Dass dabei die Automatik-Ausführungen Priorität genossen, versteht sich angesichts dieser Auslegung und Positionierung von selber.
Auch den Journalisten wurde vorwiegend eine Automatik-Variante in die Hand gedrückt, die zudem mit der aufpreispflichtigen Servolenkung ausgestattet war.
Road & Track testeten den 280 SL im Sommer 1968 und sie beschleunigten ihn, mit von Hand vorgewählten Gängen, in 9,9 Sekunden auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h). Als Höchstgeschwindigkeit wurden 114 Meilen pro Stunden (183 km/h) notiert. Sparsam war die Pagode nicht unbedingt, Road & Track mass 12,3 bis 14,7 Liter pro 100 km als Verbrauch.
“Some cars don’t change, they just get better”, schrieben die RT-Scheiberlinge, oder in Deutsch: “Einige Autos ändern sich nicht, sie werden nur besser”.
Auch die Automobil Revue fuhr die Automatik-Version und monierte prompt die damit einhergehende kurze Übersetzung, die zu hohen Drehzahlen führte. Vermutlich wären die AR-Tester mit der länger übersetzten Fünfgangvariante glücklicher gewesen.
Dass der 280 SL kein Sportwagen, sondern mehr gepflegter Granturismo war, zeigte ein Vergleich, den Road & Track 1969 durchführte. Gegen die Chevrolet Corvette C3, den Jaguar E Type und den Porsche 911 T tat sich die Pagode schwer. Der Mercedes war am teuersten, erreichte die niedrigsten Kurvengeschwindigkeiten und beschleunigte am gemächlichsten, verbrauchte aber gleichzeitig fast soviel Benzin wie die Corvette.
Dieses Abschneiden dürfte die meisten Käufer allerdings kaum gestört haben, denn es waren ihnen sicherlich bewusst, dass sie ein technologisches Spitzenprodukt kauften, das sorgfältig gebaut wurde, aber nicht unbedingt für die Rennstrecke taugte.
Die rare Fünfgangversion
Allerdings kämpfte Mercedes beim 280 SL (und teilweise auch beim Vorgänger) mit einigen Motorenprobleme, die aus der Hubraumvergrösserung folgten und sich mit Kolbenfressern lautstark anmeldete. Dies hatte durchaus mit den teilweise hohen Tourenzahlen zu tun, die die kurzen Übersetzungen mit sich brachten. Eine mögliche Abhilfe war das ZF-Fünfganggetriebe Zahnrad-Wechselgetriebe ZF S 5-20, das zwar zunächst eine kürzere Gesamtübersetzung, aber einen längeren grössten Gang (vorne rechts im Schaltschema) anbot.
Doch dieses Getriebe kostete einige hundert DM Aufpreis und versprach nicht denselben Bedienungskomfort wie die Automatik. Entsprechend blieb es selten.
Nur rund drei Prozent der Wagen ab 1965 sollen eine Fünf auf der Schaltkugel eingepresst gehabt haben. Beim 280 SL seien es 283 Autos gewesen, will SL-Buch-Autor John Olsen wissen.
Dies waren in der Tat kleine Zahlen und entsprechend wurde vermutlich auch nie ein 280 SL mit Fünfganggetriebe von neutralen Autojournalisten getestet. So weiss man um die Fahrleistungen dieses Modells wenig. Das Werk nannte dieselben Beschleunigungswerte für Vier- und Fünfgangversionen, also 9,0 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h und 200 km/h Spitzengeschwindigkeit.
Die Gesamtübersetzung wurde übrigens im Laufe der Produktion des 280 SL, die bis ins Jahr 1971 lief, verlängert.
Schalten und schonen
Wer schon einmal einen 280 SL gefahren ist, weiss, dass dieses Auto einen sehr schönen Motorklang hat, der sich natürlich am besten mit einem von Hand geschalteten Getriebe modulieren lässt. Mit dem Fünfganggetriebe wird gleichzeitig der Motor geschont und die Fahrfreude für aktive Naturen maximiert.
Nie komplett restauriertes Exemplar
Der in diesem Bericht abgebildete 280 SL wurde im Januar 1969 in Paris ausgeliefert und war von Herrn und Frau Coppex an der Rue du Faubourg St. Honoré samt Hardtop, fahrerseitigem Aussenspiegel, Becker Grand Prix Radio und automatischer Antenne bestellt worden. Das Dach wollten die Coppex schwarz haben, das Interieur in MB-Tex wurde cognac-farbig verlegt.
Erst im Jahr 2002 verkaufte das Ehepaar den rüstigen SL, der neue Besitzer gönnte ihm eine neue Lackierung im originalen Farbton. Zudem entschied er sich dafür, statt der schwarzen Dachhaut eine neue beige-farbige aufziehen zu lassen. 2013 ging der Wagen an den dritten Besitzer, der Kilometerstand beträgt inzwischen 107’000 km.
Jetzt wird Bonhams den unrestaurierten SL mit Fahrgestellnummer “113044 10 006445” am 7. Oktober anlässlich des Zoute Grand Prix versteigern , als Schätzpreis wurden selbstbewusste EUR 200’000 bis 300’000 angesetzt.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 28 / 1968 vom 20.Jun.1968 - Seite 21: Kurztest Mercedes-Benz 280 SL Automatic
- Road & Track August 1969, ab Seite 48: Test Mercedes-Benz 280 SL
- Road & Track July 1969, ab Seite 52: Vergleich Mercedes-Benz 280 SL, Porsche 911 T, Jaguar XKE und Chevrolet Corvette
Information
Kostenlos anmelden und mitreden!
Mit einem Gratis-Login auf Zwischengas können Sie nicht nur mitreden, sondern Sie profitieren sofort von etlichen Vorteilen:
Vorteile für eingeloggte Besucher
Information
Kostenlos anmelden und mitreden!
Mit einem Gratis-Login auf Zwischengas können Sie nicht nur mitreden, sondern Sie profitieren sofort von etlichen Vorteilen:
Vorteile für eingeloggte Besucher
Information
Kostenlos anmelden und mitreden!
Mit einem Gratis-Login auf Zwischengas können Sie nicht nur mitreden, sondern Sie profitieren sofort von etlichen Vorteilen:
Vorteile für eingeloggte Besucher
Grosser Kofferraum, Ledersitze wie im Wohnzimmer, Nackenstützen und Sicherheitsgurten. Von einem rauen oder groben Motor kann ich nicht berichten.
Dafür von einem Supersound.
Information
Kostenlos anmelden und mitreden!
Mit einem Gratis-Login auf Zwischengas können Sie nicht nur mitreden, sondern Sie profitieren sofort von etlichen Vorteilen:
Vorteile für eingeloggte Besucher
Toller Wagen und die 5.Gangschaltung ist eine besondere Freude. Deshalb habe ich mich auch nie von dem Wagen getrennt. Er fährt immer und ist sehr robust, sensationelle Verarbeitung und Materialien.
Das Schöne, man kann alle notwendigen Teile noch problemlos besorgen, sollte doch einmal etwas nicht mehr in Ordnung sein, z.B. Halterung Sonnenblende. Sonst gilt die Devise, er läuft und läuft....
Information
Kostenlos anmelden und mitreden!
Mit einem Gratis-Login auf Zwischengas können Sie nicht nur mitreden, sondern Sie profitieren sofort von etlichen Vorteilen:
Vorteile für eingeloggte Besucher
Der fahrerseitige Aussenspiegel kostete keinen Aufpreis, er war Serie.
Der Außenspiegel auf der Beifahrerseite, die kosteten als SA in der Tat Geld.
Die ersten rechtsgesteuerten Fahrzeuge wurden übrigens ohne Außenspiegel ausgeliefert. Aber das ist eine andere Geschichte.
Dann melden Sie sich an (Login).