Einer der herausragendsten Konstrukteure in der Tschechoslowakei der Nachkriegszeit war Julius Kubinský. Er wurde durch Renn- und Sportwagen-Prototypen bekannt. Als sein Meisterstück bezeichnet man zweifelsohne den nach ihm benannten “JK 2500”, ein Supersportwagen, gebaut in der Mitte der Fünfzigerjahren.
Flugzeuge und Autos
Julius Kubinský (1923 bis 2008) gilt trotz seiner automobilen Kariere als Flugzeug-Konstrukteur. Sein ultraleichtes JK 1, gebaut in den Neunzigerjahren, war ein einsitziger Flieger, bestimmt zur fotografischen Landdokumentation. Zum Automobil sattelt er schon kurz nach dem Krieg um, als er in Bratislava (Slowakei) im Karosseriewerk Koller die Herstellung von Sport- und Rennwagen auf der Basis von KdF erfolglos anzukurbeln versuchte. Also übersiegelte er nach Brno (Brünn), wo er einige seiner geplanten Konstruktionen verwirklichte.
1951 erhielt Kubinský im Werk Karosa die Möglichkeit, einen Sportwagen zu konstruieren, dessen Herstellung dem Werk als Ersatzprogramm zu den Armeeaufträgen dienen sollte.
Schon 1952 lag die komplette Dokumentation vor, inklusive Karosseriedesign. Es war bereits Kubinskýs neunte Automobilkonstruktion. Dieser Super-Sportwagen trug deshalb die Bezeichnung JK 009.
Mit dem Beginn des Kalten Krieges änderte sich aber die Auftragslage der Karosa, am Sportwagen arbeitete Kubinský aber trotzdem mit 16 Werksmitarbeitern in einer privaten Garage weiter, bis zur Vollendung 1955.
Nationalstolz
Die damalige Presse nutzte den gelungenen Flitzer zu politischen Propagandazwecken und beschrieb die Entstehung des Sportwagens euphorisch wie folgt:
„Das können wir auch! Mitarbeiter des Karosa-Werks bauten diesen Sportwagen-Prototyp als Paradebeispiel unseres Exportartikels für anspruchsvolle Kundschaft im Ausland. Die Arbeiter bewiesen damit ihre politische Reife, im dem sie dieses Prachtstück freiwillig, ehrenamtlich und ausserhalb der Arbeitszeit, entwickelten und bauten. Sie unterstrichen damit klar, dass man eine bessere Zukunft und die Festigung des Friedens schon heute planen muss.“
Moderne Konstruktion mit Kompromissen
Das Chassis des Wagen wurde als Stahlrohr-Rahmen mit Blechverstrebungen konzipiert. Die Vorderachse entstammte dem KdF, war aber zweckentsprechend modifiziert. Hinten wurde erstmals in der Tschechoslowakei eine DeDion-Achse mit Torsionsstäben verbaut.
Sechszehn Zoll grosse Speichenräder mit Zentralverschluss und Trommelbremsen übertrugen die Kraft des 90 PS starken Alfa Romeo Sechszylindermotors mit einem Hubraum von 2,5 Litern auf die Strasse. Auch die übrigen Elemente des Antriebsstranges entstammten einem Alfa 6C.
Blech-Holz-Aufbau
Die von Kubinský gezeichnete Aussenhaut realisierte der Konstrukteur zusammen mit dem Karosseriebauer Jan Heger als Hybrid aus Holz- und Blechteilen. Das Auto mass 4050mm in der Länge, war 1620mm breit und ragte nur 1220 mm von der Strasse auf. Der Wagen wog leer 1160 Kg und wies eine ideale Achslastverteilung von 51 zu 49%.
Allerdings herrschte in den Fünfzigerjahren ein Mangeln an guten Reifen, weshalb man den Wagen wohl kaum je auf mehr als 170 km/h beschleunigt haben dürfte.
Auf Umwegen zur Strassenzulassung
Die Strassenzulassung war ebenfalls eine Geschichte für sich, denn erst nach sich ablösenden Fort- und Rückschritten konnte Kubinský ein provisorischen Kennzeichen durch eine reguläre Immatrikulation ersetzen.
Inzwischen arbeitete er an der Verwendung eines moderneren, luftgekühlten 2,5-Liter-V8-Motors aus dem Geländewagen T 805, den er nach diversen Umbauten und Nachrüstungen mit einem individuellen Flansch am Alfa-Getriebe koppelte.
Als weitere Verbesserung entwickelte der Konstrukteur Felgen aus Vollguss, die er an den vorhandenen Zentralverschluss koppelte.
Auch der grosse Wasserkühler konnte durch den neuen Motor entfallen und damit entstand vorne Platz für ein Reserverad und einen kleineren Ölkühler. Die warme Motorluft liess Kubinský direkt auf die Frontscheibe blasen, was im Winter nützlich wurde. Entlüfter wurde der Motorraum über eineb schmucken Auslass vor der Türe.
1958 zeigte Kubinský seinen Wagen im Tatrawerk in Koprivnice. Schon früher hatte er intensiv mit dem dortigen Chefkonstrukteur Július Mackerle diskutiert. Auch der Werksdirektor war begeistert, wollte Kubinský sofort einstellen und das Auto in einer Fünfer-Serie für sportliche Einsätze herstellen. Mangels finanziellen Mitteln wurde aber dieses Projekt nicht realisiert.
Die zweiwöchigen Testfahrten bei Tatra hatten schliesslich doch einen positiven Effekt. Kubinský bekam einen fabrikneuen 2,5-Liter-Motor aus dem Tatra T 603, ein Aggregat mit acht in V-Form angeordneten Zylindern und über 100 PS Leistung.
Immer weiter verbessert
Der Wagen erfuhr noch weitere Verbesserungen. Kubinský konstruierte und stellte neue Felgen her. 15 Zoll gross waren die weiterhin im Vollguss-Verfahren erzeugten Räder mit kleinen Öffnungen für axialen Lüftungseffekt. Den Zentralverschluss von Rudge und Whitworth übernahm er von den ursprünglich montierten Speichenrädern.
Julius Kubinský erfreute sich an seinem Sportwagen noch weitere 13 Jahre, fuhr damit einige illegale Bestzeiten auf öffentlichen Strassen, wovon die haarsträubendste die „128 km/h Durchschnitt“ auf der Strecke Brünn-Olmütz sein dürften.
Schliesslich verkaufte er das Auto, es hat überlebt, fristet aber in miserablem Zustand abgestellt sein Schicksal, abgestellt. Hoffentlich wird sich irgendwann jemand diesem besonderen Sportwagen annehmen und ihm zu neuem Glanz verhelfen. Er würde sicherlich auf den Concours dieser Welt eine gute Falle machen.
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Vielen Dank für den Artikel, der auch für mich ein Wissensgewinn ist.
Martin Schröder
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