"Mit dem hab ich als Kind immer so gern gespielt". So oder ähnlich reagiert das soziale Umfeld, wenn von einem Besuch des Unimog-Museums die Rede ist. Und der lohnt sich nicht nur für Technikbegeisterte, sondern für die ganze Familie. Machen wir uns also auf nach Gaggenau, in den landschaftlich reizvollen nördlichen Schwarzwald, zu einem einladenden Museumsgebäude nebst dazugehörigem Außengelände.
"Das Museum besteht seit 2006 und seitdem kommen rund vierzigtausend Besucher jährlich", weiß Museumsmitarbeiterin Sarah Kraft zu berichten. Und fügt hinzu: "Träger des Museums ist ein gemeinnütziger Verein. Rund 150 ehrenamtlich Tätige kümmern sich um Führungen, aber auch um die Reparatur unserer Fahrzeuge".
Wobei wir schon beim Hauptdarsteller dieses Berichts wären: Dem Unimog, den seine Fans auch gern liebevoll "Moggi" nennen. Unimog, das heißt eigentlich "Universal-Motor-Gerät". Klingt nach Amtsdeutsch, trifft aber den Kern.
Eine populäre Onlinequelle definiert ihn denn auch als "allradgetriebenen Kleinlastkraftwagen und Geräteträger". Also: Ein Nutzfahrzeug, aber kein Trecker mit großen Hinterrädern, kein Jeep und schon gar kein modisches SUV für die Innenstadt. Vielmehr ein Arbeitstier, welches alles kann- eben eine Art eierlegende Wollmilchsau. Und davon kann sich der Besucher im Museum ein umfassendes Bild machen.
Geburt der Wollmilchsau
Seine Existenz verdankt der Unimog letztlich der Zeitgeschichte, genauer gesagt dem "Morgenthau - Plan". Jenes nach dem damaligen US- Finanzminister benannte Vorhaben sah vor, Deutschland nach dem 2. Weltkrieg in ein Agrarland umzuwandeln. Heute wissen wir, dass dies nie Realität wurde. Aber schon vor Kriegsende erkannte der damalige Leiter der Flugmotoren-Entwicklung bei Daimler-Benz, Albert Friedrich, dass ein neues Tätigkeitsfeld hermusste. So entstand die Idee eines landwirtschaftlichen Motorfahrzeugs, welches dann ab 1945 als "Front- Mähgerät" mit Billigung der amerikanischen Militärbehörde Gestalt annahm.
Nachdem eine Entwicklungsgruppe das Konzept des Unimog zur Serienreife entwickelt hatte, begann man 1948 mit der Produktion des Fahrzeugs zunächst bei der Firma Boehringer in Göppingen. Diese frühen, dunkelgrün lackierten Ur-Unimogs waren mit einem 25 PS-Dieselmotor bestückt und sind erkennbar am Logo mit dem Ochsenkopf. Aber schon bald überstieg die Nachfrage die Produktionskapazitäten. So gelangte der Unimog zu Daimler-Benz in Gaggenau.
Vielseitig einsetzbar
Ab 1951 bis 2002 wurden an diesem Standort über 320'000 Unimogs produziert, weshalb Fahrzeug und Stadt eng miteinander verbunden sind. Beim Rundgang durch die fast 1400 Quadratmeter große Ausstellungsfläche wird dem Besucher schnell klar, weshalb das Fahrzeug solch ein großer Erfolg wurde. Denn hier wird gezeigt, wie vielfältig das "Gerät" in sieben Jahrzehnten eingesetzt wurde und wie es immer weiter entwickelt wurde. Wobei besonders positiv zu erwähnen ist, dass nicht nur die faszinierende Technik erklärt, sondern geschickt auch der jeweilige Bezug zum Arbeitsleben, zur Region und zum zeitgeschichtlichen Kontext verdeutlicht wird.
Kindertraum
Dem Verfasser scheint, dass gerade dieses Können schon die Kinder in besonderem Maße fasziniert – siehe die Eingangsbemerkung!
Und kleine Besucher kommen in Gaggenau auf ihre Kosten, versteht sich das Unimog- Museum doch als familienfreundliches Ausflugsziel zum Erleben und Entdecken. So bietet es spezielle Angebote und einen großen Kinder-Iglu mit viel Spielspaß.
Und Action!
Genug der Theorie, begeben wir uns nun auf das über 4000 Quadratmeter große Außengelände, den Unimog-Parcours. Zwar ist dies kostenpflichtig, aber ein Höhepunkt des Besuchs und absolutes Muss!
Jeweils bis zu 5 Personen werden auf die Rundstrecke mitgenommen. "Auch unsere Fahrer sind hier ehrenamtlich tätig" hatte Frau Kraft dazu angemerkt. Ein Hinweisschild rät Personen mit gewissen Gesundheitsproblemen von der Fahrt ab- das kann spannend werden. Aber keine Angst: Der sympathische und umsichtige Fahrer sorgt dafür, dass nichts passiert. Etwa acht Minuten dauert die spektakuläre Fahrt mit diesem Ausnahmefahrzeug. Ein echtes Abenteuer, da kann der Lenker eines normalen Pkw nur staunen: Über 2 Baumstämme, durch Wasser, die Treppen hoch und runter, extreme Schräglage bis 42 Grad- alles kein Problem! Der "Moggi" kippt nicht um. Er säuft nicht ab und überwindet alle Hindernisse. Da würde man doch gern schon mal selbst ans Steuer. Auch das geht, man muss zuvor aber erst ein Fahrertraining absolvieren. Eigentlich gar keine schlechte Idee, oder?....
Weitere Informationen (u. a. Eintrittspreise, Öffnungszeiten, Fahrertraining) gibt es auf der Website des Museums.
Dieser Artikel erschien am 03.10.2013 in der/den Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten.
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