Immer wieder lesen wir in der Tages- oder Branchen-Presse von sensationellen Versteigerungsresultaten. Ein- und zweistellige Millionenbeträge wechseln an grossen Versteigerungen für ein Fahrzeug, das vor wenigen Jahren vielleicht nur die Hälfte oder noch weniger kostete, die Hand. Es scheint ein eigentlicher Goldrausch stattzufinden, und ein Ende ist nicht in Sicht. Doch es empfiehlt sich auch bei Versteigerungen einen kühlen Kopf zu bewahren und die schlimmsten Fehler zu verhindern.
Wie funktioniert eine Oldtimer-Versteigerung?
Das Auktionshaus tritt als Vermittler zwischen Verkäufer und Käufer eines Autos auf. Es stellt für eine Versteigerung ein möglichst attraktives Portfolio von Fahrzeugen zusammen und stellt eine breite Vermarktung vor und um die Versteigerung sicher. Dabei wird soviel Interesse wie möglich aufgebaut, um sicherzustellen, dass kaufkräftige Käufer an der Auktion teilnehmen.
An der Versteigerung selber wird ein Wagen nach dem anderen gemäss der vorher festgelegten Reihenfolge aufgerufen, kurz vorgestellt und dann angeboten. Der Versteigerer eröffnet die Gebote meist mit einem relativ tief angesetzten Startpreis. Potentielle Käufer, die sich vorher registrieren mussten, können durch Hand-Erheben oder Hochhalten einer Bieter-Identifikation den Preis erhöhen, wobei der Versteigerer die Schritthöhe vorgibt. Versiegen die Gebote zählt der Versteigerer aus, was meist so tönt: “... zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten”.
Mit dem Hammerschlag gibt er bekannt, dass der Verkauf erfolgt ist, also der Mindestpreis erreicht wurde. Andernfalls zieht er das Angebot zurück. Für den Meistbietenden ist sein Angebot bindend, er kann jetzt nicht mehr vom Kauf zurücktreten.
Im Nachgang der Versteigerung werden dann die notwendigen Papiere unterzeichnet und der Käufer gebeten, das ersteigerte Fahrzeug innert einer gegebenen Frist abzuholen und zu bezahlen.
Wer bezahlt was?
Wer ein Fahrzeug an eine Versteigerung einliefert, bezahlt eine nach Veranstalter unterschiedliche Gebühr. Der Käufer des Fahrzeugs bezahlt neben dem Hammerpreis eine Verkaufskommission und allfällige Steuern und Gebühren.
Ist eine Versteigerung die beste Möglichkeit, einen Wagen möglichst teuer zu verkaufen?
Oft erreichen Fahrzeuge an Versteigerungen einen höheren Preis, als sie es individuell über einen privaten oder Händler-Verkauf getan hätten. Das muss allerdings nicht so sein, denn eine Versteigerung funktioniert nur, wenn mehrere potentielle (und potente) Käufer den Wagen wirklich haben wollen. Und es hängt auch vom Geschick des Auktionshauses ab, ob Rekordpreise erreicht werden können. Und natürlich an der Vermarktung und Publicity des Anlasses.
Wie gross ist das Risiko, einen Wagen an einer Versteigerung zu billig zu verkaufen?
Das Versteigerungshaus handelt mit dem Verkäufer einen Mindestpreis aus, der nicht unterschritten werden soll. Zudem wird ein Schätzpreis festgesetzt, der den potentiellen Käufern als Hinweis dient. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Wagen nicht zu günstig gekauft werden kann.
Wie transparent laufen Versteigerungen ab?
Im Prinzip hat man als potentieller Käufer immer den Einblick in den Stand der Gebote. Allerdings werden zunehmend auch immer mehr Telefon- und Internet-Angebote während der Auktion entgegengenommen und meist ist es unklar, wer sich hinter diesen Eingaben verbirgt. Auch kann nicht verhindert werden, dass Marktteilnehmer über Absprachen die Preise (auf eigenes Risiko) hochtreiben.
Ist eine Versteigerung eine gute Möglichkeit, günstig zum Wagen meiner Träume zu kommen?
Immer wieder gelingt es Käufern, an einer Auktion günstig zum gewünschten Auto zu kommen. Generell gilt, dass je mehr Leute einen bestimmten Wagen (unbedingt) wollen, umso höher der Preis schnellt. Im Umkehrschluss sind also oft Fahrzeuge günstig, die nicht das breite Interesse treffen. Oftmals können dies Angebote sein, die nicht dem Stil der übrigen Fahrzeuge einer Auktion entsprechen.
Allerdings, wenn Mindestpreise vereinbart sind, wird der Wagen oft vom Versteigerungshaus zurückgezogen, wenn die Angebote zu tief sind.
Warum ist “sans réserve” / “without reserve” interessant?
Mancher Wagen wird ohne Mindestverkaufspreis angeboten. Dies bewirkt oft ein grösseres Interesse bei den Bietenden, da diese auf ein Schnäppchen hoffen können. Allerdings erhöht sich damit natürlich das Risiko für den Verkäufer, wenn das Angebot bei geringem Interesse für wenig Geld den Besitzer wechselt.
Wenn das Auktionshaus eine qualitativ hochstehende Käufergemeinde anziehen kann für eine Versteigerung, werden meist auch die “sans réserve” (manchmal auch “no limit” genannt) Angebote zu marktüblichen Konditionen verkauft.
Wie schütze ich mich vor einem Fehlkauf?
Es lohnt sich, auch eine Auktion mit guter Vorbereitung anzugehen. Das Fahrzeug, auf das man ein Auge geworfen hat, sollte (eventuell durch einen fachkundigen Spezialisten) genau inspiziert werden. Manchmal bietet der Versteigerer sogar die Möglichkeit, den Wagen probezufahren. Zumindest eine Sitzprobe sollte auf jeden Fall vorgenommen werden, damit kann wenigstens verhindert werden, dass man den Wagen bei Platzproblemen gar nicht benutzen kann.
Je nach Versteigerung werden unterschiedlich lange Besichtigungszeiten angeboten. Am Tage der Versteigerung selber sind die Fahrzeuge oft stark umlagert, so dass es sich lohnen kann, die Fahrzeuge an einem früheren Tage zu begutachten, wenn das möglich ist.
Auf jeden Fall empfiehlt es sich, die Unterlagen zum Wagen genauestens zu prüfen, denn in vielen Fällen sagen diese Dokumente viel über das Fahrzeug aus. Auch Rückfragen bei Vorbesitzern oder Marktkennern sind je nach Situation sinnvoll.
Man sollte sich sein persönliches Limit vorgängig definieren und sich an der Versteigerung nicht zu Exzessen hinreissen lassen.
Wieviel kostet mich der ersteigerte Wagen tatsächlich?
Der Hammerpreis ist nur der Anfang. Zum erhaltenen Zuschlag kommen meist die Kommissionen/Aufpreise des Versteigerungshauses hinzu, in der Regel 10 bis 15 %. Je nach Situation muss der Wagen dann noch in ein anderes Land importiert werden, was Mehrwertsteuerausgaben und Zollabgaben nach sich zieht. So kann man etwa davon ausgehen, dass zum Preis eines in Land A (z.B. Italien) ersteigerten Autos noch einmal ein Viertel an Kosten dazukommen, wenn der Wagen in das Land B( z.B. Schweiz) transportiert wird.
Dazu kommen dann noch Kosten für die Transportlogistik und für eine allfällige Inverkehrssetzung. Ein tiefer Versteigerungspreis kann nach Berücksichtigung aller Kosten also plötzlich nicht mehr so günstig erscheinen.
Erhalte ich eine Garantie? Wer haftet bei Problemen?
Normalerweise tritt das Versteigerungshaus nicht als Verkäufer auf, der Wagen wechselt direkt vom Vorbesitzer zum Käufer. Entsprechend sind meist auch alle Garantien und Gewährleistungen für den Wagen ausgeschlossen.
Auch schliessen die AGB (also die allgemeinen Geschäftsbedingungen) im Normalfall jegliche Haftung des Versteigerers aus. Ausnahmen bestätigen die Regel. So kann es sein, dass ein Auktionshaus den Wagen zurücknimmt, wenn im Vorfeld offensichtliche Falschangaben kommuniziert wurden.
Eine der nächsten Möglichkeiten, an einer Versteigerung teilzunehmen, bietet sich am 14. September in Toffen, wenn die Oldtimer-Galerie wiederum rund 60 bis 80 Fahrzeuge “ohne Limit” (also ohne Mindestverkaufspreis) anbieten wird.