Ende Juli 2023 wurde im hessischen Dietzhölztal-Ewersbach die große Privatsammlung von Prof. Dr. Friedhelm Loh, seines Zeichens Unternehmer und einer der reichsten Menschen Deutschlands, in Form eines Museums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Vorgeschmack, den die ersten Einblicke im Internet boten, dürfte viele Enthusiasten des motorisierten Individualverkehrs begeistert haben, denn hier wird für nahezu jeden etwas geboten.
Hauptsächlich sind seltene oder kuriose Oldtimer, Rennfahrzeuge und Supersportwagen ausgestellt, einige davon wurden gar nur in ein- bis zweistelliger Stückzahl produziert. Somit findet der geneigte Autonarr dort mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens ein Auto vor, von welchem als Kind geträumt wurde oder es noch heute wird und bei dem man es nicht für möglich hielt, einmal leibhaftig neben einem Original zu stehen. So erging es zum Beispiel dem Berichterstatter mit dem Maybach Exelero, welcher ihn bereits bei seiner Vorstellung sehr faszinierte und schon damit allein Grund genug war, das Nationale Automuseum zu besuchen.
Von außen erwartet den Besucher ein Komplex aus großen, dunkelgrauen Hallen, die ihr wunderbares "Geheimnis" im Inneren geschickt zu verstecken wüssten, wären da nicht der eindeutige Schriftzug, das große Logo und ein Audi R18 e-tron quattro in einer Glasvitrine über dem Eingang. Sonst könnte man es gut für die Werkshallen eines Industrieunternehmens halten.
Auch in der Ausstellung setzt sich mit unverkleideten Stahlträgern, Kränen und dergleichen der Stil einer Industriehalle fort, gleichwohl in den meisten Betrieben eher selten ein Maybach Exelero oder eine hochkarätig beparkte Steilkurve zu finden sein dürfte.
Unabhängig von der Hauptausstellung kann eine Sonderausstellung besucht werden, die regelmäßig thematisch verändert werden wird. Die derzeitige Sonderausstellung, welche noch bis zum Jahresende bestehen bleibt, befasst sich mit dem Thema "100 Jahre 24-Stunden-Rennen von Le Mans" und bietet eine abwechslungsreiche Auswahl von Teilnehmerfahrzeugen der ebenso besagten wie legendären Rennveranstaltung. Hier finden sich auch die wenigen Autos, die nicht Herrn Loh gehören, sondern lediglich Leihgaben sind. Was ihrer Legitimation in den Hallen freilich keinen Abbruch tut.
Exoten unter den Exoten
In der Hauptausstellung erwartet den Besucher erst ein Flur mit ausgesuchten, meist schwer verchromten Fahrzeugen aus den Dreißigerjahren oder früher. Geboten wird eine illustre Auswahl verschiedener Hersteller, Preisklassen und Fahrzeuggrößen. Da ist zum einen natürlich die "Standardware", die von einem Museum dieses Kalibers erwartet wird, wie etwa ein Talbot-Lago Grand Sport, ein Bugatti 57 oder ein Mercedes-Benz 500 K Spezialroadster. Seltenere Anblicke sind hingegen der Austro-Daimler ADR 635 oder ein Duesenberg SJ. Doch auch ihre Herrlichkeit verblasst neben dem faszinierenden Frontantriebs-Monstrum Bucciali 8-32
Der Kern der Sammlung begrüßt einen mit einer Auswahl an kleineren, jedoch nicht weniger spannenden Fahrzeugen vom Schlage eines Messerschmitt Kabinenrollers und eines Citroën 2CV Sahara sowie mit diversen Renn- und Sportmotoren, die separat und ohne ein die Sicht versperrendes Fahrzeug drumherum ausgestellt werden und somit bis ins Detail inspiziert werden können.
Unweit davon entfernt türmt sich unübersehbar die erwähnte Steilkurve auf, welche hauptsächlich mit vielen bekannten und beliebten Sport- und Luxuswagen der Autogeschichte bestückt ist. Hier tummeln sich unter anderem ein Mercedes-Benz 300 SL "Flügeltürer" mit Aluminiumkarosserie, ein Lamborhini Miura SV, ein Facel Vega Facel II und ein Porsche 959 S, gesäumt von moderneren Raritäten wie einem von nur fünf gebauten Mercedes-Benz CLK GTR Roadster oder dem luftigen Mercedes-Benz SLR McLaren Stirling Moss. Auch der Ferrari 288 GTO aus dem Privatbesitz von Albert Uderzo, dem Schöpfer der "Asterix"-Comics ist in der Steilkurve zu finden.
Setzkasten im Maßstab 1:1
Dahinter an der Wand beeindruckt ein Setzkasten, wie ihn so mancher Sammler von seinen Modellautos kennen dürfte. Allerdings ist dieser selbstverständlich mit Fahrzeugen im Maßstab 1:1 gefüllt. Um den Besuchern Klettertouren samt Sturzunfällen zu ersparen, sind in Bodennähe und auf Augenhöhe Bildschirme installiert. Sie zeigen Erläuterungstexte und ausführliches Bildwerk zur Ansicht, wodurch auch die Autos ganz oben im Regal rundum betrachtet werden können. Zwar nur digital, aber die Anwesenheit des Originals ist in einigen Metern Höhe deutlich und unmissverständlich erkennbar. Wie immer wird auch hier eine erfrischend abwechslungsreiche Mischung dargeboten. Ordentlich aufgereiht und gestapelt erwarten einen hier beispielsweise ein Porsche Carrera RS, ein Lamborghini Countach und einer von zwei Mercedes-Benz 500 SEC Tourenwagen im König-Pilsener-Livree.
Auch auf dem Boden – im Vergleich zur sonstigen Präsentation fast schon unspektakulär – stehen Exponate, welche allerdings von der Fahrzeugauswahl her dem Rest in nichts nachstehen. Von einem alten Ferrari-Renntransporter samt Rennwagen, dem Passenden Peugeot 404 Break als Servicewagen, über diverse DTM-Boliden bis zu besagtem Maybach Exelero wird erneut ein feines Potpourri kredenzt.
Von dieser einzigartigen Sammlung angezogen, reisen auch Besucher in nicht minder attraktiven Gefährten an, weshalb sich vor oder nach dem Museumsbesuch auch ein Gang über den Parkplatz anbietet. Kurzum: Wer hier nichts findet, interessiert sich entweder nicht für Autos oder hat einen sehr ausgesuchten Geschmack.
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Besucherinformationen
Das Nationale Automuseum ist leicht zu finden und bietet ausreichende Parkmöglichkeiten, ein Restaurant, um nicht nur das Gesehene zu verdauen, sowie viel Personal, welches gegebenenfalls für Fragen zur Verfügung steht und stets achtsam verhindert, dass den ausgestellten Schätzen durch weniger achtsame Besucher etwas zustößt.
Mit ausführlicher Begutachtung der Fahrzeuge und den Schüssen vieler Fotos ist das Museum entspannt innerhalb von zwei Stunden zu bewältigen, wodurch sich auch ein Besuch am frühen Nachmittag anbietet, ohne mit der Schließung um 18:00 Uhr ungestüm herausgeworfen zu werden.
Für derzeit 19 Euro kann die Hauptausstellung besucht werden. Die separate Sonderausstellung schlägt einzeln mit 9,50 Euro zu Buche, allerdings wird auch ein Kombiticket für beide Ausstellungen um 25 Euro angeboten.
Um dem Museum noch in diesem Jahr einen Besuch abzustatten ist allerdings Eile geboten, denn laut Webseite des Museums geht die Hauptausstellung ab 29. Oktober 2023 in die Winterpause und ist über die kalte Jahreszeit für Laufpublikum geschlossen. Führungen sollen allerdings auf Anfrage weiterhin möglich sein.
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