Es ist ja eine Binsenweisheit, dass das Ganze mehr als die Summe aller Teile ist. Wer also meint, das eine oder andere Fahrzeug der aktuellen Sonderausstellung "Supercars 2" in der Autoworld Brüssel schon mal irgendwo gesehen zu haben, verkennt eben dies. Denn die Mischung macht den besonderen Reiz aus.
Da bereits die erste "Supercar-Ausstellung vor einigen Monaten ein Erfolg war, lag es nahe, ihr zum Jahresende noch eine weitere folgen zu lassen. Deren Zusammenstellung überzeugt ebenso wie die Didaktik und das Ambiente.
Mehr als 50 Exponate aus den Jahren von 1954 bis 2022 erwarten den Besucher. Es ist müßig, die genaue Anzahl der "Supercars" zu beziffern, denn neben den fast 40 auf dem Mezzanin (Herman de Croo Plaza) ausgestellten Autos werden zusätzlich noch Sportwagen der kürzlich beendeten Ausstellung "75 Jahre Ferrari" präsentiert, die natürlich perfekt zum Thema passen.
Bereits vor dem Betreten der Autoworld wird der Oldtimerfreund von einem Ferrari Testarossa begrüßt, der ausgiebig für Selfies genutzt wird.
Breites Fahrzeugspektrum
Im Gebäude fällt der erste Blick dann auf das älteste Auto der Sonderschau, ein Pegaso Z-102 Enasa "Pedrables", der zugleich eine Reminiszenz an die bemerkenswerte Pegaso-Ausstellung von 2018 an gleicher Stelle ist.
Dahinter parkt ein Touring Superleggera Sciàdipersia von 2019. Zur Linken befindet sich eine Gruppe von Tourenwagen aus den 1980er/90er Jahren, bestehend aus einem Audi RS2, einem BMW M 5, einem Lancia Thema 8.32 mit Ferrari-Motor und einem Opel Lotus Omega.
Gegenüber und an einer weiteren Stelle des Erdgeschosses sind weitere Ferraris ausgestellt, auf die wegen eines früheren Berichts über die gerade beendete Ferrari-Ausstellung der Autoworld aber nicht mehr eingegangen werden soll.
Super(sport)wagen unter Stoffbahnen
Steigen wir nun die Treppe zur Herman de Croo Plaza hinauf. Dort erwartet den Automobilliebhaber in fünf Reihen eine anspruchsvolle Kollektion erlesener Supersportwagen. Aufgelockert wird die Präsentation durch kunstvoll drapierte, von der Decke hängende Stoffbahnen. Auch bequeme und zum Betrachten einladende Sitzgruppen sind vorhanden. Dies verdient schon deshalb besondere Erwähnung, weil auf hinreichende Sitzgelegenheiten leider bei vielen Oldtimerevents - im Gegensatz etwa zu Kunstmuseen - verzichtet wird.
Inhaltlich überzeugt das Konzept, Seriensportwagen einmal in Beziehung zum jeweiligen Pendant aus dem Rennsport zu setzen. Hier seien der Ferrari 512 BB und der dazugehörige "Competizione", der BMW 3,0 CLS und der entsprechende Gruppe 2-Bolide im "Jägermeister" - Dekor sowie der Mercedes-Benz 190-16 2,5 Evo II und sein Pendant von AMG und das Paar BMW M1 / M1 Procar stellvertretend genannt.
Auch die Zusammenstellung innerhalb der einzelnen Marken ist interessant: So sind etwa von Aston Martin ein DB4 von 1961, die ultraflache Limousine Lagonda Serie III von 1985, der Rapide von 2012 und der V12 Speedster von 2022 mit seinen geteilten Sitzplätzen zu sehen.
Reizvoll ist auch der Kontrast von klassisch und neu. So wird dem Porsche 935 "Baby" - einst von der belgischen Rennfahrerlegende Jacky Ickx pilotiert - der Porsche 935 von 2019 zugeordnet. Und in unmittelbarer Nähe des klassischen Porsche 930 Turbo von 1978 wurde der ultramoderne KTM X-Bow GT 2 von 2022 platziert.
Alt und (fast) neu
Überhaupt sind die aktuellen "Supercars" sehr geschickt mit den Klassikern gemischt worden. So dürfte der Kimera EVO 37 - ebenfalls von 2022 - wohl auf den ersten Blick gar nicht als Neuschöpfung erkannt werden.
Ein reizvoller Kontrast zum Dallara Stradale von 2020 ist sicher die Ikone Mercedes-Benz C 111 von 1969. Das "weißherbstmetallic"(eine Art orange) lackierte Auto mit seinem 4 - Scheiben - Wankelmotor aus dem Stuttgarter Werkmuseum scheint die Besucher magisch anzuziehen.
Fast ein Youngtimer hingegen ist der TVR Sagaris von 2005 mit seinem unerkennbarem Design. Nahezu in der gleichen Farbe direkt daneben steht ein weiteres optisches Highlight: der Touring Superleggera Aero 3 von 2020 auf der Basis der Ferrari F 12 Barchetta. Er besitzt als prägendes Stilelement die vermutlich schönste Finne seit dem Bugatti T 57 Atlantic.
Viele Viertürer
Die erwähnten neuzeitlichen "Supercars" gehen aber nicht zu Lasten der Klassiker. Denn ein Mercedes-Benz 300 SL Roadster von 1959, eine Chevrolet Corvette von 1965 fehlen in der Sonderschau ebenso wenig wie die Sportlimousinen Iso Rivolta Fidia von 1972, Maserati Quattroporte II von 1978 oder De Tomaso Deauville aus dem Jahr 1978.
Für die Rallye-Fahrzeuge der Gruppe B stehen ein Ford RS 200 von 1986 und ein Audi Sport Quattro von 1985.
Schließlich kann man im Halbdunkel auch einen viertürigen (!) Citroën SM Opéra von 1972 entdecken. Nachdem der Karosseriebauers Henri Chapron zwei viertürige Cabriolets für den französischen Staat hergestellt hatte, entstanden auf einer um 29 cm verlängerten Basis auch insgesamt acht Exemplare des SM Opéra; eines davon wurde an den spanischen Diktator General Franco ausgeliefert.
Insgesamt zeigt die Autoworld Brüssel einmal mehr eine gelungene Sonderschau. Deren Besuch sollte sich ein zusätzlicher Rundgang durch die permanente Ausstellung anschließen. Dabei kann man nämlich noch das eine oder andere zum Ausstellungsthema passende Exponat entdecken, etwa einen Bizzarini AMX/3 Spyder.
Die Ausstellung “Supercars 2” kann noch bis zum 29. Januar 2023 in der Autoworld in Brüssel besichtigt werden.
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Viele der beschriebenen autos habe ich live noch nicht gesehen und die Beschreibung macht lust auf anschauen.
Wobei ich bei einigen der Fahrzeuge den status als supercar in frage stellen möchte.
Ein Iso Fidia oder ein Citroen SM(auch mit 4 Türen nicht) waren auch zu ihrer zeit vieles, aber keine Supercars.
Ein Quatroporte II, ein Deauville....? Exoten würde ich sagen, aber super(cars)?
Trotzdem werd ich auch die versuchen zu sehen und dann für mich entscheiden welche zumindest optisch für mich Supercar sind.