Es war ein überraschend vielseitiges Menü, das RM/Sotheby’s in ihrer traditionellen Herbstversteigerung im Battersea Evolution Zentrum in London am 5. September 2018 anrichtete.
Insgesamt kamen 94 Fahrzeuge im Wert von £ 33 Millionen (EUR 37 Millionen, CHF 41,7 Millionen) unter den Hammer, zwei waren noch vor Beginn zurückgezogen worden.
Die hohen Erwartungen erfüllten sich nicht. Statt der angepeilten £ 344’000 pro Lot wurde gerade einmal £ 187’000 erreicht. Die Verkaufsquote betrug enttäuschende 53 Prozent, im Schnitt wurden 72 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten. So hatten sich das die RM-Sotheby’s-Verantwortlichen sicher nicht vorgestellt.
Schräge Fahrzeuge mit miserablen Ergebnissen
In London waren mehrere Sammlungen angeboten worden, die vermutlich schrägste davon unter dem Titel “Weird and Wonderful Collection”. Offenbar hatte das Bieterpublikum aber deutlich andere Vorstellungen vom Wert und der Attraktivität der angebotenen Lots 109 bis 125. Im Schnitt wurde nur gerade die Hälfte des Estimates geboten.
Das Tuk-Tuk aus dem Bond-Film “Octopussy” erreichte gar nur 19 Prozent des Schätzwerts und wurde für bescheidene £ 7800 verkauft.
Am besten schnitt noch der Zagato Zele 1000 von 1974 ab, der deutlich über dem Estimate für £ 11’500 in eine neue Garage fand. Für den Einlieferer hatte sich die “No Limit”-Strategie, als den Verzicht auf ein Mindestgebot sichtlich nicht gelohnt. Vielleicht hatte er das Debakel vorausgesehen, jedenfalls wurde der Maserati 3500 GTI Frua von 1962 noch rechtzeitig zurückgezogen.
Noch schlimmer als das Tuk-Tuk erwischte es übrigens den Lada Niva 4x4 Paris-Dakar von 1979, anstatt für £ 50’000 bis 75’000 wurde er für bescheidene £ 4600 verkauft.
Bessere Ergebnisse für Porsche
Von den 14 angebotenen Porsche konnten immerhin deren acht verkauft werden, im Schnitt wurden 85 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten.
Ein Porsche 911 Carrera RS 3.8 von 1993 erzielte £ 933’125, womit er eines der teuersten Autos der Versteigerung war. Einmal mehr zeigte es sich, dass London eine gute Umgebung für Porsche-Sportwagen ist, auch wenn der Porsche 918 von 2015 (Höchstgebot £ 900’000) und der 924 Carrera GTS Clubsport (£ 180’000) nicht verkauft werden konnten.
Ferrari deutlich unter den Erwartungen
Von 13 angebotenen Ferrari Sportwagen (inklusive einem Dino 246 GT) konnten nur deren fünf verkauft werden, obschon im Schnitt fast 88 Prozent des mittleren Estimates geboten wurde. Beide 365 GTB/4 Daytona von 1970 und 1971 (Höchstgebote £ 525’000, 425’000) blieben stehen, genauso wie der 275 GTB von 1966 mit Alukarosserie (£ 1,8 Millionen) und einige der neueren Autos.
Auch erscheinen ein Dino 246 GT von 1970 für £ 172’500 (EUR 191’475, CHF 215’625) geradezu günstig, genauso wie ein 365 GTC/4 von 1972 (£ 184’000, EUR 240’240, CHF 230’000) oder ein 512 BB von 1979 (£ 250’000, EUR 277’500, CHF 312’500).
Immerhin rettete der Ferrari Enzo von 2003 mit einem Verkaufspreis von £ 19’73’750 als teuerstes verkauftes Auto halbwegs den Abend.
Falsches Bieterpublikum für Maserati?
Noch schlechter als bei Ferrari lief es für die angebotenen sieben Maserati. Gerade einmal drei Exemplare konnten verkauft werden, die Höchstgebote pendelten sich im Schnitt bei 83 Prozent des mittleren Estimates ein.
Nur der Bora 4,7 von 1972 (£ 161’000), das Ghiblil SS 4.9 Coupé von 1970 (£ 218’500) und der Quattroporte Frua von 1974 (£ 178’250) fanden in neue Garagen.
43 nicht verkaufte Autos
Mit nur knapp über der Hälfte verkaufter Autos konnte RM nicht zufrieden sein, schliesslich blieben 43 Klassiker stehen und dies, obschon im Schnitt immerhin 78 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten wurden.
Unter den nicht verkauften Autos fanden sich gleich sechs Aston Martin, der überaus seltene De Tomaso Guara Spyder von 1998 (Höchstgebot £ 140’000), zwei Jaguar E-Types (je £ 140’000), sechs Lamborghini, darunter der weisse Miura P400 S von 1971 (£ 1,1 Millionen) und auch ein Mercedes-Benz 300 SL von 1955 (£ 875’000).
Teilweise lagen die Höchstgebote nur knapp unter dem unteren Schätzwert, aber offenbar zogen es die Einlieferer vor, die Autos wieder nachhause zu nehmen anstatt sie unter den Erwartungen zu verkaufen.
An Schnäppchen fehlte es also nicht am 5. September 2018 in London. Warum aber so viele Autos nicht verkauft werden konnten, darüber dürften die RM-Verantwortlichen noch eine Weile nachdenken.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen auf. Die Umrechnung erfolgte zum Tageskurs (1 £ = 1.11 EUR, 1 £ = 1.25 CHF). Die Spalte “NoR” kennzeichnet ohne Mindestpreis angebotene Fahrzeuge mit “ja”. Alle Angaben ohne Gewähr.
Die Liste kann durch Klicken auf die Spaltenüberschriften nach Belieben sortiert werden.
Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
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109 | Suzuki DR650 Paris-Dakar | 1993 | 40'000 | 60'000 | 9000 | 10'800 | 13'500 | 11'988 | -78.4%
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V |
110 | Zagato Zele 1000 | 1974 | 5000 | 10'000 | 10'000 | 11'500 | 14'375 | 12'765 | +53.33%
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V |
111 | Tuk-Tuk "Octopussy" | 1982 | 30'000 | 40'000 | 6800 | 7800 | 9750 | 8658 | -77.71%
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V |
113 | Cadillac Series 67 Seven-Passenger Sedan by Fleetwood | 1942 | 25'000 | 35'000 | 19'000 | 21'850 | 27'312 | 24'253 | -27.17%
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V |
114 | Lada Niva 4×4 Paris-Dakar | 1979 | 50'000 | 75'000 | 4000 | 4600 | 5750 | 5106 | -92.64%
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V |
115 | ACOMA Mini Comtesse | 1975 | 5000 | 10'000 | 2000 | 2300 | 2875 | 2553 | -69.33%
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V |
116 | Peel Trident | 2011 | 10'000 | 15'000 | 9500 | 10'925 | 13'656 | 12'126 | -12.6%
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V |
Spalte S = Status:
V = Verkauft, N = Nicht verkauft
Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt