Als letzte der grosse drei internationalen Versteigerungsfirmen hob Gooding & Co am 19. und 20. Januar 2018 während der Scottsdale-Woche den Hammer über 131 Automobilen. Mit einem kumuliertem Schätzwert von USD 86,9 Millionen hofften David Gooding uns seine Leute natürlich wieder auf neue Rekorde. Diese konnten dann zwar tatsächlich auch gefeiert werden, doch nicht unbedingt dort, wo die höchsten Dollarbeträge erwartet wurden.
Tatsächlich betrug der Gesamtumsatz nur USD 49 Millionen, was bei 110 verkauften Fahrzeugen USD 447’415 (EUR 366’734 oder CHF 430’207) pro Wagen bedeutete. 84 Prozent der Lots wurden also verkauft, sie erzielten (inkl. Kommission/Aufpreis) im Schnitt 89 Prozent ihres mittleren Schätzwerts.
Jaguar D-Type nicht verkauft
Die vielleicht grösste Enttäuschung war der Jaguar D-Type mit Chassisnummer XKD 518 von 1956. Im Vorfeld war der Privatfahrer-Rennwagen auf USD 10 bis 12 Millionen geschätzt worden. Mit umfangreicher britischer Renngeschichte und einer roten Lackierung wie damals repräsentierte dieser Wagen eine seltene Gelegenheit, einen Kunden-D-Type zu ersteigern.
Die Gebote setzten bei USD 3 Millionen ein und schnell waren USD 8 Millionen erreicht. Doch dann begann es zu harzen. Teilweise mit 50’000-Dollar-Schritten wurden schliesslich USD 8,85 Millionen erreicht, was dem Einlieferer offenbar nicht genug war. Nicht verkauft.
Angesichts des deutlich prominenterem D-Type bei RM/Sotheby’s, dessen Höchstgebot USD 9,8 Millionen erreichte und der auch nicht verkauft wurde, wäre die Offerte bei Gooding eigentlich durchaus akzeptabel gewesen, hätte man annehmen sollen.
Erfolg für Mondial
Ein mit dem D-Type vergleichbares Auto aus Italien war der ebenfalls von Gooding angebotene Ferrari 500 Mondial Series 1 von 1954, der damals auch an einen Privatfahrer verkauft wurde. Der Zweisitzer mit belgischer Renngeschichte war auf USD 5 bis 5,5 Millionen eingeschätzt.
Ein Höchstgebot von USD 4,05 Millionen reichte in diesem Falle, um die Barchetta für USD 4,455 Millionen (EUR 3,652 Millionen, CHF 4,284 Millionen) zu kaufen.
Der Teuerste
Deutlich teurer als der Mondial sollte ein ganze besonderes Exemplar aus der 275 GTB-Baureihe werden. Chassis 06437 wurde neu an die Carrozzeria Pininfarina geliefert und erhielt ein Karosseriekleid, das sich in einigen Punkten von den späteren Scaglietti-Exemplaren unterscheidet. Dies ist an vielen Details ersichtlich. Auch das Interieur wurde anders gestaltet als bei den Serien-GTBs. Gezeigt wurde der Wagen unter anderem an der Winter-Pressekonferenz 1965 in St. Moritz, an der IAA Frankfurt im September 1965 und an der Paris Motor Show im Oktober 1965.
Eingeschätzt auf USD 8 bis 10 Millionen entlockte der silberne GTB dem Meistbietenden USD 8,085 Millionen (EUR 6,63 Millionen, CHF 7,77 Millionen, jeweils inkl. Kommission/Aufgeld).
25 Prozent der Ferrari nicht verkauft
6 von 24 angebotenen Ferrari konnten nicht verkauft werden, darunter der 250 Europa GT von 1954, der 250 Series 1 Cabriolet von 1958 (Höchstgebot USD 6,4 Millionen) und das 250 GT Series II Cabriolet von 1961 sowie ein 365 GTB/4 Daytona von 1973.
Die erfolgreich veräusserten Ferrari-Sportwagen erzielten zwischen 59 und 115 Prozent ihres mittleren Schätzwerts, am besten schnitt dabei der Ferrari 330 GTS von 1967 ab (verkauft für USD 2,53 Millionen, 115 % des Schätzwerts), am schlechtesten der Ferrari 328 GTS von 1988 (USD 85’800, 59 % des mittleren Estimates).
Die beiden Dino schlugen sich achtbar, während der 206 GT von 1968 etwas unter den Erwartungen für USD 368’500 (EUR 302’049, CHF 354’327) veräussert wurde, erzielte der 246 GT von 1972 stolze USD 462’000 (EUR 378’689, CHF 444’231).
Wertvoller Samba
USD 100’000 bis 130’000 lautete die Schätzung für einen rot-weissen VW Bus vom Typ Samba aus dem Jahr 1960, in den USA gerne als “23-Window Deluxe Microbus” bezeichnet. Der komplett restaurierten Wagen wie viele Werkszubehöre auf uns sah definitiv attraktiv aus.
Das motivierte offenbar auch die Bieter zu Höchsteinsätzen. Schliesslich kostete der VW-Bus unglaubliche USD 220’000 (EUR 180’328, CHF 211’538) und wurde damit zum bisher teuersten Samba aller Zeiten.
Einmaliger Bugatti
Nur wenige Bugattis erreichen Bewertungen im mittleren einstelligen Millionenbereich. Dem Bugatti Type 55 Roadster von 1931, einst von Jean Bugatti besonders elegant (und einmalig) eingekleidet sollte dies nach Ansicht der Gooding-Experten gelingen. Tatsächlich erzielte der sogar mit einem Sieg beim Rallye des Alpes im Jahr 1947 gekrönten Sportwagen mit einem Verkaufspreis von USD 4,07 Millionen (EUR 3,34 Millionen, CHF 3,91 Millionen), wenn der Estimate auch um 10% verfehlt wurde.
Deutlich weniger erfolgreich war ein weiterer Bugatti vom Typ 29/30 aus dem Jahr 1922. Das Höchstgebot von USD 700’000 reichte dem Einlieferer nicht.
Weltrekord für den Grifo-A3/L-Prototyp
Gemäss eigener Verlautbarung konnte Gooding fünf Weltrekorde realisieren, u.a. mit einem Alfa Romeo 1900 C Sprint von 1951 (USD 616’000) und einem Lexus LFA von 2012 (USD 825’000) sowie den beiden bereits erwähnten Ferrari 500 Mondial und 275 GTB Speciale.
Der vielleicht eindrücklichste Rekord aber gelang beim Iso Grifo A3/L von 1963. Es handelte sich dabei um den Prototyp, der 1963 in Turin und 1964 in New York gezeigt wurde. Anstatt der geschätzten USD 1 bis 1,5 Millionen erzielte das Coupé USD 1,76 Millionen (EUR 1,44, Millionen, CHF 1,69 Millionen).
Im Sog des Prototyps erzielte dann auch der Grifo 7 Litre von 1970 am Abend darauf USD 572’000 (EUR 468’852, CHF 550’000), ein ebenfalls stolzer Preis für einen Iso.
Vier von fünf 300 SL mit neuem Besitzer
Sage und schreibe fünf Mercedes-Benz 300 SL der Baureihe W198 konnte Gooding in Scottsdale vorfahren lassen. Diese enttäuschten denn auch nicht, vier der fünf Wagen fanden sofort einen neuen Besitzer. Die Preise pendelten um 1,1 Millionen USD, am teuersten war ein Flügeltürer von 1956 (USD 1,32 Millionen, EUR 1,082 Millionen, CHF 1,269 Millionen), am günstigsten gab es einen Roadster von 1957 (USD 1,084 Millionen, EUR 888’115, CHF 1,042 Millionen).
Nicht verkauft wurde der vorher als wertvollster SL geschätzte Roadster von 1963. Statt der erwarteten USD 1,6 bis 1,8 Millionen war der Höchstbietende nur bereit bis USD 1,35 Millionen zu gehen.
Wieder ein nicht verkaufter Alpina Z8
Sie gelten als die Edelversion des BMW Z8, die Alpina-Varianten, von denen nur 555 verkauft wurden. USD 275’000 bis 325’000 hatten die Gooding-Spezialisten geschätzt für das silberfarbene Exemplar aus dem Jahr 2003 samt Hardtop mit nur gerade 5100 Meilen auf dem Tacho.
Der Auktionator wollte eigentlich bei USD 200’000 beginnen, doch die Gebote setzten schliesslich deutlich tiefer bei 100’000 ein. In Zehnerschritten erreichte der Alpina dann wieder USD 200’000, aber höher wollte kein Interessent gehen, womit das Cabriolet als erstes Lot des zweiten Abend ein “pass” erhielt, also nicht verkauft wurde.
Schnäppchen
Es ging auch günstiger in Scottsdale, selbst bei Gooding. Der Käufer eines Deutsch-Bonnet HBR5 jedenfalls kam günstig zu seinem raren Franzosen, USD 47’300 (EUR 38’770, CHF 45’481) reichten zum Kauf, nur 41% des Schätzwerts. Ähnlich deutlich unter den Schätzpreisen landeten auch ein Kaiser Dragon von 1953 (USD 37’400) und ein Lotus Cortina von 1966 (USD 74’250).
Insgesamt war das Bietniveau durchaus den Fahrzeugen angemessen, doch die Verkäufer waren vielfach nicht zu Kompromissen bereit. Dies wird auch damit belegt, dass bei den Lots, die mit Mindestpreis versteigert wurden, nur 61 Prozent verkauft werden konnten. Wären also nicht 59 Prozent der Wagen “no limit” angeboten worden, hätte die Verkaufsquote wohl deutlich schlechter ausgesehen. Aber solange für einen VW Käfer USD 55’000 bezahlt werden oder für einen Porsche 911 2.4 T Targa von 1973 USD 313’500 kann man sicherlich nicht klagen.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen Fahrzeuge mit Schätzpreisen in USD sowie Verkaufspreisen in USD, EUR und CHF. Die Umrechnung erfolgte zum Tageskurs (1 EUR = 1.22 USD, 1 CHF = 1.04 USD). Die Spalte “NoR” kennzeichnet ohne Mindestpreis angebotene Fahrzeuge mit “ja”. In der Spalte “% Est” wird der Verkaufspreis mit dem mittleren Schätzwert verglichen. Alle Angaben ohne Gewähr.
Die Liste kann durch Klicken auf die Spaltenüberschriften nach Belieben sortiert werden.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
001 | Alfa Romeo Giulietta Berlina T.I. | 1963 | 45'000 | 55'000 | 35'200 | 33'792 | 28'864 | -29.6%
|
V |
002 | Volkswagen Karmann Ghia | 1963 | 35'000 | 45'000 | 37'400 | 35'904 | 30'667 | -6.5%
|
V |
003 | Chevrolet Corvette 283/315 Fuel-Injected Roadster | 1961 | 90'000 | 120'000 | 137'500 | 132'000 | 112'750 | +30.95%
|
V |
004 | Porsche 944 Turbo Cup | 1985 | 80'000 | 100'000 | 71'500 | 68'640 | 58'630 | -20.56%
|
V |
005 | Ferrari 365 GT 2+2 | 1970 | 225'000 | 275'000 | 220'000 | 211'200 | 180'400 | -12%
|
V |
006 | Range Rover | 1976 | 70'000 | 90'000 | 68'200 | 65'472 | 55'924 | -14.75%
|
V |
007 | Ferrari 550 Barchetta | 2001 | 550'000 | 650'000 | 522'500 | 501'600 | 428'450 | -12.92%
|
V |
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