300-SL-Duplikate – Falsches Spiel mit teuren Nummern
Zusammenfassung
Der Fall um gefälschte Mercedes-Benz 300 SL zieht immer grössere Kreise. Inzwischen sind weitere Doppelexistenzen sowohl von Roadstern als auch von Coupés bekannt geworden. Im Mittelpunkt: der Restaurierungsbetrieb Kienle Automobiltechnik, bei dem eine Razzia Ende Mai den Stein ins Rollen brachte. Wir haben den aktuellen Stand der Ermittlungen in einem umfangreichen Artikel zusammengefasst.
Dieser Artikel enthält folgende Kapitel
- Verschollen in zweiter Hand
- Geklaut und umlackiert
- Weitere Doppelnummern
- Ein Kavaliersdelikt?
Geschätzte Lesedauer: 14min
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Leseprobe (Beginn des Artikels)
English version Die Bombe platzte am 31. Mai 2023: Um neun Uhr morgens startete an vier Adressen gleichzeitig eine gross angelegte Razzia der Staatsanwaltschaft Stuttgart, um Beweismaterial sicherzustellen. Ziel: die Firma Kienle Automobiltechnik GmbH in Ditzingen-Heimerdingen und die Privaträume der Firmeninhaber Klaus Kienle sowie seiner Söhne Marc und Alexander. Seitdem ist die Szene um die legendären Mercedes-Benz-Typen W 198, also den 300 SL mit Flügeltüren und als Roadster, in heller Aufruhr: Welches Exemplar ist echt – und damit weit über eine Million Franken wert? Und welches ist gefälscht – ergo ohne historische Existenzberechtigung?
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Bilder zu diesem Artikel

Kienle ist bei Insidern dafür bekannt, bei Kundenfahrzeugen wertvolle Teile gegen weniger wertvolle, gebrauchtere und qualitativ schlechtere Teile getauscht zu haben.
Kienle hat seine "Restored by Kienle" Aufkleber auch an mindestens einen Flügeltürer geklebt, der gar nicht bei Kienle restauriert - aber zum Preis eines bei Kienle restaurierten Flügeltürers von Fa. Kienle verkauft wurde. Das hat mich viel Geld gekostet.
Der rote/ ehemals gelbe (2765) soll nach Datenkarte die Motornummer 198980-10-002807 haben.
Der gestohlene, jetzt gelbe (2786) soll nach Datenkarte die Motornummer 198980-10-002822 haben.
Das Bild mit der eingeschlagenen Motornummer des gelben 2786 hat aber keine der Motornummern der
vorliegenden Datenkarten , sondern die Nummer 198980-10-002831 !
Der rote/original gelbe aus der Schweiz hat die VIN 2786 und die Motornummer 2807.
Der gelbe/original weiße - 1983 geklaute - in Malaysia hatte original lt. Datenkarte die VIN 2765 und die Motornummer 2822.
Im Zuge der Verschleierung hat man bei dem geklauten Fahrzeug - zu welchem Zeitpunkt auch immer über die 40 Jahre - die VIN manipuliert zu jetzt 2786 sowie die Motornummer zu 2831 - und eben nicht zu 2807, wenn man es „richtig“ hätte machen wollen. Daher stimmt tatsächlich eben noch nicht mal die beim Verkauf angegebene Aussage „matching numbers“.
Dass diesem - dem geklauten - Wagen alle falschen Nummern zugeschrieben wurden, liegt an den offensichtlich willentlich falschen Angaben des damaligen Besitzers gegenüber dem Register in den USA 1992.
Grundsätzlich stellt sich zumindest theoretisch auch die Frage, ob denn z. B. der Motor überhaupt der originale ist – also nur die Nummer falsch ist, oder grundsätzlich auch der Wagen nicht original ist. So steht nämlich in dem von Zwischengas abgebildeten Artikel von Kienle über das Fahrzeug, dass der Wagen über Scheibenbremsen an allen Rädern verfügt, wie alle Fahrzeuge ab VIN 2780. Das würde zur gefälschten 2786 passen, aber nicht zur originalen 2765. Also ist der Wagen hier wohl nicht original…
Sobald jemand eine Nummer hat, die auch noch von Ämtern bestätigt wird, scheint die größte Hürde überwunden zu sein. Der Rest scheint dann kein Problem mehr zu sein, und die dazugehörige Geschichte lässt sich kaum überprüfen. Wenn ein Auto schließlich nur 500-600T € kostet, ist der Gewinn immer noch verlockend.
Deshalb kann ich die Aufregung in dieser Angelegenheit nicht ganz verstehen, insbesondere wenn es um Fahrzeuge von Bugatti, Ferrari, Mercedes und Porsche geht. Selbst die offiziellen Werke haben Schwierigkeiten, Repliken zu erkennen. Dies wird oft auf Veranstaltungen wie der Le Mans Classic oder Goodwood sichtbar, wo viele Repliken nicht als solche gekennzeichnet sind. Eigentlich sollten wir froh sein, dass wir diese Fahrzeuge überhaupt noch zu sehen bekommen.
Mein Tipp bevor man sich so einen Auto kauft sollte man sich damit beschäftigen viele alte Bilder schauen und auch schon mal vor ab mit Leuten aus der Szene treffen die Tipps sind mach mal mehr wert als ein Sachverständigen.
Eine sehr gute Kopie ist kein Kitcar sondern der Ersatz eines Traumes
(Problem hierbei die Zulassungsstellen in unterschiedlichen Ländern können nicht wissen, ob nicht in einem andern Land ein Fahrzeug unter gleicher Nummer zugelassen wurde)
Oder eine Fälschung durch schlecht/falsch aufgebrachte Nummern entlarvt wird oder auch durch Nachforschungen eine anderweitige Diskrepanz entdeckt wird (bsp. Original-fahrzeug hatte einen Unfall, der reparierte Unfallschaden ist für einen Sachverständigen jedoch noch zu erkennen, die Replika weißt aber keine solchen Spuren auf. Oder ein weiters Beispiel: bei einem Fahrzeug die Originalfarbe überlackiert wurde wurde das Fahrzeug also 2 Farbschichten hat, beim gefälschten Fahrzeug aber nur eine Lackierung vorhanden ist.)
Abschließend lässt sich nur sagen, dass gute Fälschungen schwer zu erkennen sind, da sie sich vom Original nur wenig Unterscheiden, und Fahrverhalten und Aufbau nahezu vollständig gleich sind, so dass Experten oft erst mit viel Mühe durch Vergleich, Historienforschung und Matching Numbers (=Nummern und Datumsstempel des Fahrzeugs sind kohärent mit dem Auslieferungszustand), Original und Fälschung auseinanderhalten können.
Hoffe ich konnte dir damit weiterhelfen ;-)
Es wurden VIN und Motornummern gefaelscht, Teile verschoben, und von ehemaligen Insideren dann komplettierte Fahrzeuge als authentisch bestaetigt.
Wo ein Markt ist, ist auch ein Faelscher..;)

Wann wird der erste 300 SL auftauchen, der ähnlich einem PurSang-"Bugatti", einem continuation-series Jaguar D oder E oder einem Ferrari 250 SWB-Replica komplett nachgebaut wurde? Technisch möglich ist das sicher schon länger.
Ein Vorteil, den ich am 300 SL seit vielen Jahren schätze, ist die Sicherheit, jedes denkbare nötige Ersatzteil einfach aus dem Regal nehmen zu können. Kaum ein anderer exklusiver Oldtimer lässt sich so sorgenfrei fahren wie ein 300 SL. Auch die Kompetenz der spezialisierten Betriebe ist auf höchstem Niveau - wenn auch mit Schattenseiten, wie Ihre Berichterstattung gerade zeigt.
Trotzig und gelassen konnte und kann man als 300SL-Besitzer die über die Jahrzehnte geradezu erratische Einstellung der Daimler-Benz-, DaimlerChrysler und -Mercedes-Benz-Group AGs, gegenüber den historischen Mercedes-Benz Automobilen ertragen und einfach weiter fahren, fahren, fahren.
Selbst Scheunenfunde sind nur noch sehr selten zu finden. Das beflügelt also den Fälschermarkt.
Man kann nur hoffen, das das LKA bzw.die Staatsanwaltschaft in ihren Ermittlungen noch weiter kommt und die Verantwortlichen, bei der schwierigen Sachlage, zur Verantwortung gezogen werden.
Jeder Interessent an MB Modellen sollte im Zweifelsfall immer Mit Stuttgart Kontakt aufnehmen. Die helfen da weiter.
Also nur ein original Mercedes ist ein Mercedes. Der meinige ist absolut original, nur kein Flügeltürer. Mike.H.
Kleine Frage: wie kommt man in D zu einem „Duplikat“ des Fahrzeugausweises (wie er hier bei uns heisst) mit einer Wunsch-FIN?
Wie es hier in CH geht weiss ich, aber in D?
Die Welt des Faelschertums greift in jeden marktwirtschaflichen Sektor, von Stilo Stiften, ueber Prada Taschen, Rolex Uhren, Turnschuhen, etc usw…als Erwerber den Hinweis zu erhalten, das das beabsichtigte Kaufobjekt eine Kopie ist, dient der Investitionssicherheit und dem echten Hersteller als unbedingten Schutz seines Copyrights
Ich fahre den R-129 von 1993 als Gebrauchsgegenständ, mit entsprechenden Teileverschleiss und Ersatz, sodass die Frage des Originals für mich keine Bedeutung hat wie auch sicher tausende Oldtimer Fahrer.
Franz Josef Kohtes
Dort steht:
„So bietet das Familienunternehmen Kienle Automobiltechnik als Rundum-Dienstleister Full Service in allen Oldtimer-Belangen“.
Ergo:
Die perfekte Fälscherwerkstatt, die als besonderen Kundedienst alle anfallenden Arbeiten (mit anderen Worten „Spezialoperationen“) übernimmt. Darin steckt viel Interpretationsfreiraum.
Oder diese Aussage:
„Was wir Ihnen nicht anbieten: die Katze im Sack“.
Dies kann so gedeutet werden, dass für die Vermittlung des vermeintlich possierlichen Tierchens im Beutel Mittelsmänner zuständig sind (nach dem Motto: „Die machen das schon“).
- "gefälscht" bedeutet, dass ein vermeintlicher Oldtimer entweder aus alten Teilen oder als Replika von Grund auf neu aufgebaut wurde.
Was die ZG-Redaktion jedoch im Falle der Fa. Kienle meint ist "verfälscht", also ein durchaus originales Oldtimer-Auto, dass mit einer anderen Identität versehen wurde.
Ich hatte zunächst Verständnisschwierigkeiten beim Lesen, weil "gefälscht" unpräzise sowohl für "verfälscht", als auch zum Ende des Artikels für tatsächlich "gefälschte", also im Sinne von "wundersame Vermehrung des 300 SL" benutzt wurde.
Wobei seltsamerweise in dem Artikel von keinem einzigen Fall von tatsächlich unechten, also "gefälschten" 300 SL die Rede ist.
Eine Frage: Der Gelbe im Malaysia ist einst gestohlen worden, hat ein falsches nummer bekommen (2786) und ist von jemandem verkauft, der das Auto nicht verkauften dürften: Ein Hehler. Dieser 300 SL soll/muss wohl wieder ihre ursprüngliche Nummer haben (2765) und zurück nach Frankfurt zum ihren ehemaligen Besitzer? Sonst verstehe ich nichts...
Nichts desto trotz, was passiert jetzt? Muss Kienle den Sammler in Fernost entschädigen und bekommt der ursprüngliche Besitzer in Frankfurt seinen SL wieder? Es sind ja jetzt die Umstände bekannt und aus dem " gefälschten " würde dann wieder der echte 2765. Es gilt hier die Unschuldsvermutung aber vielleicht stellt sich heraus daß sich der Besitzer aus Frankfurt seinen SL selbst gestohlen hat um die Versicherung zu kassieren. Sowas soll schon mal vorgekommen sein. Ein 300 SL war selbst 1983 nicht billig.
Es wäre cool wenn ihr bis zu einem Gerichtsurteil an dieser Geschichte dranbleibt.
Mfg Franz

Oder wie kann es sein, dass ein Auto welches in Malaysia steht in Deutschland aufpopt? Ist das Auto ist immer noch in D zugelassen?
Was aber ist mit den Verantwortlichen bei Mercedes? Nichts gewußt? Was ist mit den 300SL-Club-Menschen? Nichts gewußt? Das glaube, wer will! Ich denke, die Staatsanwaltschaft und Herr Grieser sicherlich auch werden hier noch lustige Tatbestände aufdecken!
Aber: das o.g. "Falsche Spiel" beginnt doch häufig schon mit der Service-Historie (sog. "scheckheftgepflegt").
Ein ambitionierter Ferrari-Blogger hat am Beispiel der Ferrari 360(1) und F430(2) -quasi mit der Lupe- herausgearbeitet, wieviel Fälscherkreativität bereits in ein Servicebooklet einfließen kann, um einen Käufer zu täuschen und den Maximalpreis zu erzielen. Erschreckend!
Lesenswert:
(1) https://aldousvoice.com/2014/09/09/fake-ferrari-service-history/
(2) https://aldousvoice.com/2014/10/19/fake-ferrari-service-history-part-2/
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