Das Deutsche Museum, oder wie der offizielle Name lautet, das Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München ist fast so alt wie das Automobil. Bereits 1903 wurde mit dem Aufbau begonnen, aber Schwierigkeiten, Kriege und Feuersbrunsten führten immer wieder zu Rückschlägen.
Erst 2003 wurde das Verkehrszentrum auf der Theresienhöhe eröffnet, wo heute dem Automobil gehuldigt wird. Tatsächlich dauerte es aber noch bis 2011, bis die drei Hallen, ausgehend von den ehemaligen Münchner Messehallen, in der heutigen Pracht und Grösse fertiggestellt und eingerichtet waren.
Wer also noch nie da war oder wessen Besuch schon längere Zeit zurückliegt, dem sei ein (erneuter) Besuch ans Herz gelegt.
Drei Hallen
Drei themenorientierte Hallen formen den Rahmen für einen Besuch. Halle 1 ist unter dem Stichwort “Stadtverkehr” eingerichtet, Halle 2 behandelt das Thema “Reisen”, die Halle 3 ist der “Mobilität und Technik” gewidmet. In Tat und Wahrheit lassen sich natürlich Ausstellungsobjekte nicht so einfach einem dieser drei Themen zuordnen, aber es geht um die grosse Linie.
Bunt gemischte Exponate
Betritt man als Besucher die erste Halle, ist man zuerst einmal von der vermeintlich ungeordneten und dichten Aufstellung der Automobile - es gibt auch Motorräder, Fahrräder, Strassenbahnen, Züge und sogar Flugobjekte - überrascht. Ein VW Golf GTI hängt praktisch am Heck eines Trabi, ein Renault R4 steht nur Zentimeter neben einem Borgward P 100.
Kleinstfahrzeuge (Microcars) sind neben majestätischen Oldtimern geparkt, sportliche Flitzer wie ein eingespritzter Ford Capri stehen neben einem BMW-Polizeiauto, das direkt aus einer Derrick-Folge entliehen sein könnte oder einem leicht vom Rost angeknabberten beigen Taxi-T-Modell der Serie W123 von Mercedes-Benz.
Zwischen den Fahrzeugen sind Relikte aus dem Strassenverkehr von gestern und heute aufgestellt und überall gibt es Details zu entdecken und zu studieren.
Stimmige Umgebung und Requisiten
In der Halle 2, die sich dem Reisen widmet, geht es etwas geordneter und ruhiger zu. Zwischen Eisenbahnen stehen Zeitzeugen wie die Citroën DS 19 von 1960 oder ein Tatra 87. Ein Cadillac Series 62 parkt scheinbar vor einem Motel und im hinteren Teil der Halle laden Mercedes Simplex und De Dion-Bouton zur Erkundung der ganz frühen Automobile.
Ausprobieren und inspizieren
In Halle 3 darf dann auch der handwerklich und technisch interessierte Mensch aktiv Gegenstände erkunden. Verschiedene Bremseinrichtungen und Getriebe laden dazu ein, ausprobiert zu werden. Techniken werden erklärt und an Schaumodellen einleuchtend erklärt.
Und, für Rennsport-Fans hält die dritte Halle noch einige besondere Zückerchen bereit, u.a. einen Auto Union Typ C von 1936/1937, einen Messerschmitt 200 Super Rekordfahrzeug und einen Mercedes-Benz 300 SLR von 1955, neben anderen rennsportlichen Zeitzeugen.
Elektrizität und Automobil
Elektroautos haben ein besonderes Gewicht in der Ausstellung des Deutschen Museums. So wird die Geschichte der Elektromobilität ausführlich erklärt. Schon 1881 entwickelte der Franzose Trouvé ein Elektrodreirad, noch im selben Jahr taten es ihm die Engländer Ayrton und Perry gleich. Das englische Fahrzeug soll bereits eine Reichweite von 40 km gehabt haben und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 14 km/h.
1998 erreichte Camille Jenatzy mit einem selstentwickelten Elektrofahrzeug, genannt “La Jamais Contente” 106 km/h, was einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord bedeutete.
Einige historische elektrische Fahrzeuge können in Halle 3 bewundert werden, so einen Baker Electric oder etwa einen Slaby-Beringer Elektrowagen.
Besondere Ausstellungsstücke
1967 wurde ein Porsche 911 S mit einer Chromstahlkarosserie gebaut, um als Testbeispiel für die Nutzung und Verarbeitung nichtrostender Stähle im Automobilbau zu dienen. Unlackiert und gebürstet überstand der Wagen ohne Probleme sieben Jahre und 150’000 km. Das edel aussehende Gefährt steht jetzt in Halle 3.
Einen ganz besonderen Alfa Romeo 6C “Gran Sport” aus dem Jahr 1931 kann man in der Mitte der Halle 3 entdecken. Er wurde einst von Tazio Nuvolari gefahren, der den Wagen nach einem Motorschaden beim Kesselbergrennen 1931 verkaufte. Walter Freund, ein junger Ingenieur, kaufte sich den Rennwagen und verkleidete ihn mit einer selbstentwickelten Stromlinienkarosserie. Teile der Rennkarosserie blieben bei dieser Operation unter der neuen Haut erhalten. Lange Jahre war der Wagen verborgen geblieben, bis er 1999 ins Museum kam und jetzt als Einzelstück mit den anderen Ausstellungsobjekten um die Wette glänzt.
Im Jahr 1908 fand das damals längste Autorennen der Welt zwischen New York und Paris statt. Gefahren wurde via Kanada, Alaska, China, Sibirien und Rusland. Teil nahm auch ein riesiger Protos Rennwagen mit einem 40-PS-Motor und einem 800 Liter fassenden Benzintank. Er wurde als Zweiter gewertet, als man herausfand, dass er abgekürzt hatte und steht jetzt in Halle 3.
Wer die Versuche von Google und Audi in der Neuzeit kennt, dem Automobil das autonome Fahren beizubringen, wird sicher am Mercedes-Benz 500 SE Freude haben, der im Rahmen des Projektes Prometheus mit in den Neunzigerjahren erhältlicher Computertechnologie vollgestopft wurde, um ohne Fahrer vorwärtszukommen.
Opel-Freunden sei das ausgestellte Konzeptfahrzeug GT2 empfohlen, Anhängern des Holzvergasers der Adler Diplomat 3 GS von 1938 in Halle 2.
Ein Blick hinter die Kulissen
Die meisten Besucher stellen sich vermutlich gar nie die Frage, was es bedeutet, eine derartig grosse Sammlung am Leben und in attraktivem Zustand zu halten. In den Werkstätten des Deutschen Museums sind rund 70 Mitarbeiter beschäftigt. Drei Spezialisten kümmern sich ständig um die Kraftfahrzeuge und weitere Bereiche rund umd das technische Kulturgut. Ein Grossteil der bei Restaurierungen anfallenden Arbeiten können intern erbracht werden, nur Polster-, Glaser- und Galvanikarbeiten müssen extern vergeben werden.
Es besteht im Verkehrszentrum nicht der Anspruch, dass die Fahrzeuge fahrbar sind. Selbst diejenigen Autos, die grundsätzlich noch fahrbereit sein könnten, werden konserviert und stillgelegt. Sie wieder lauffähig zu machen, würde gemäss der Leiterin der Werkstätten, Frau Elisabeth Knott, rund eine Woche Arbeit bedeuten.
Wenn neue Fahrzeuge in die Sammlung aufgenommen werden, dann entfernen die Spezialisten Kraftstoffreste, sie reinigen und konservieren den Tank, die Vergaser und die Leitungen. Der Scheibenreinigungsbehälter wird, wenn vorhanden, geleert und ausgewaschen. Das Fahrzeug wird innen und aussen komplett gereinigt. Motor und Getriebe werden inwendig konserviert, die Batterie wird ausgebaut. Der Unterboden wird konserviert, der Lack aufbereitet, genauso wie Chromteile. Die Fahrzeugmechanik wird abgeschmiert, die Gummiteile werden gepflegt. Speziell für das Fahrzeug optimierte Ständer werden angefertigt, um die Reifen zu schonen.
Mit dem Aufstellen ist es aber nicht getan, auch die stehenden Fahrzeuge müssen gewartet werden. Die Reifen werden regelmässig aufgepumpt, der Staub wird entfernt, Schäden, die es trotz allem gibt, werden beseitigt. Gestohlene Anbauteile werden ersetzt.
“Die Besucher könnten schon noch etwas mehr mit den Augen als den Händen schauen”, meint Frau Elisabeth Knott und einer ihrer unerfüllten Wünsche wären optimale klimatische Bedingungen in den Hallen, um einen grösstmöglichen Schutz und damit die längstmögliche Lebensdauer der Objekte zu erreichen.
Fast das ganze Jahr offen
Offen ist das Museum normalerweise von 9 bis 17 Uhr, an einigen wenigen Tagen wie Weihnachten, Silvester, Maifeiert, usw. ist es geschlossen. Teuer ist ein Besuch nicht, die Tageskarte (ab 16 Jahre) kostet sechs Euro, Ermässigungen gibt es für Familien, Kinder, Studenten, Rentner, usw.. Öffnungszeiten und Preise finden sich auf der Website des Verkehrszentrums des Deutschen Museums .