Wie schon in den vergangenen Jahren führte Artcurial seine Versteigerungen in den Rétromobile-Hallen selber durch. Am 3. und 4. Februar 2023 kamen in der Halle 7.2 insgesamt 217 Automobile, ein UFO, drei Motorräder, zwei Boote und eine Kutsche unter den Hammer.
166 davon konnten verkauft werden, 3 waren schon vorher zurückgezogen worden. Die Verkaufsquote lag somit bei 74 Prozent. Im Schnitt wurden pro verkauftes Lot (inkl. Aufpreis/Kommission) etwa EUR 163’000.
Der Gesamtwert der angebotenen Fahrzeuge lag bei über EUR 90 Millionen, worin aber der nicht offiziell genannte Schätzwert mitberücksichtigt ist. Der Umsatz nach zwei Tagen betrug knapp über EUR 36 Millionen. Dies würde erwarten lassen, dass wenig geboten wurde. Dies war aber nicht der Fall, denn das Höchstgebot lag im Schnitt fast auf Höhe des mittleren Estimates. Allerdings gab es einige Lots ohne verwertbares Gebot und ein Fahrzeug pulverisierte den Schätzwert, was sich natürlich statistisch stark auswirkt.
Porsche vor Ferrari, Mercedes-Benz, Jaguar und Citroën
39 Porsche, 21 Ferrari, 15 Mercedes-Benz, 14 Jaguar und 13 Citroën rangen um die Käufergunst.
Die höchste Verkaufsquote von diesen erreichte Jaguar mit 86 Prozent, gefolgt Porsche mit 85 und Renault mit 82 Prozent.
Fiat erreichte 100 % Verkaufsquote, während Lancia auf 56 % kam. Alles fünf Facel Vega wurden verkauft, genauso wie alle fünf Lamborghini.
Ferrari 250 LM trotz hohem Gebot nicht verkauft
Lot 89 wurde mit der grössten Spannung erwartet, ein Ferrari 250 LM von 1964, der kaum rennmässig eingesetzt wurde und entsprechend original erhalten geblieben war. Zwischengas hatte einen Preis von über EUR 10 Millionen erwartet, aber der Höchstbietende ging bis EUR 20 Millionen und konnte den Rennsportwagen doch nicht nachhause nehmen. Offenbar hatte der Einlieferer noch deutlich mehr erwartet.
Die letzten versteigerten Exemplare lagen übrigens deutlich tiefer, aber dies war natürlich auch vor dem Uhlenhaut-Coupé von 2022 …
UFO schlägt alle Rekorde
Der Renault Reinastella soucoupe volante von “2328” war sicherlich ein ganz besonderes Teil dieser Versteigerung. Es handelte sich um ein vor einigen Jahrzehnten für Disney gebautes UFO, das für EUR 2000 bis 4000 im Katalog stand. Der tiefe Schätzwert hatte wohl damit zu tun, dass das nicht zu unterschätzend grosse Ding weder fuhr noch fliegen konnte.
Trotzdem entspann sich ein eifriger Bieterkampf um das UFO, der erst bei EUR 60’000 beendet wurde, womit das 20-fache des Schätzwerts erreicht war. Man darf gespannt sein, wo dieses Teil als nächstes auftaucht.
Eher geringes Interesse an französischen Spezialitäten
Artcurial hatte wie üblich viele französische Besonderheiten anzubieten, seien es spezialkarossierte Luxusautomobile oder einstige Brot-und-Butter-Autos französischer Provenienz. Vieles davon blieb stehen, die Gebote reichten nicht.
Manches wurde zwar verkauft, die Schätzwerte blieben aber oft unerreichbar.
Kaum Interesse an Tuning-Autos
Gross angekündigt worden war eine Gruppe von schnell gemachten Mercedes-Benz-Modellen, darunter AMG-, SGS- und Koenig-Spezialitäten. Nur gerade ein 300 CE 3.2 AMG von 1988 konnte für EUR 48’720 verkauft werden, während alle anderen ohne genügend hoher Gebot zurückgingen. Am meisten wurde für den Flügeltürer 500 SGS Gullwing von 1983 geboten, aber die EUR 360’000 reichten nicht für einen Verkauf.
Rallye-Autos mit geringer Nachfrage
Während der Ford Focus WRC ex Colin McRea von 1999 noch ein Lancia Delta Integrale im Gruppe-A-Trimm von 1989 stiessen auf genügend hohe Gebote.
Auch der Renault 5 GT Turbo Gr. N ex-Alain Oreille aus dem Jahr 1990 teilte dieses Schicksal, während immerhin ein Porsche 962 C von 1991 für EUR 1,044 Millionen veräussert werden konnte.
Superklassiker über dem Schnitt
Von den gegen 110 Superklassikern konnten rund 78 Prozent verkauft werden. Geboten wurden im Schnitt 83 Prozent des mittleren Schätzwerts.
Für ein gutes Ergebnis sorgte der Ferrari F40 von 1992 mit EUR 2,164 Millionen, während der Ferrari 340 America von 1951 mit EUR 5,58 Millionen doch etwa unter den Erwartungen einen neuen Besitzer fand.
Nur einer von drei Maserati Ghibli fand einen neuen Stall, der AC Ace Bristol von 1962 blieb bei EUR 260’000 knapp unterhalb des untern Schätzwerts stehen.
Durchzogenes Ergebnis der Vorkriegsfahrzeuge
12 der versteigerten 20 Vorkriegsangebote wurden verkauft, nicht dabei war das Hippmobile, aber auch ein Boot, zwei Delage und die beiden Rosengart.