Die Geschwindigkeit ist schon erstaunlich. Gemeint ist die Frequenz der Ausstellungen in der Autoworld Brüssel. Mit der Folge, dass der Bestand immer wieder neu arrangiert werden muss, was sicher eine Herausforderung ist. Im Folgenden soll die Rede von der neuesten Exposition sein. Es ist eine "Pop-up"-Ausstellung, die unter dem Titel "Bugatti Unseen" Raritäten der Marke mit dem Hufeisenkühler gewidmet ist. Und dies sogar ohne den obligaten Bezug zu irgendeinem Jubiläum, was ja fast selten geworden ist ...
Mit 15 Exponaten fällt die Präsentation zwar vergleichsweise klein aus, man hat ihr aber deutlich mehr Raum gegönnt. Man muss nämlich nicht zu jenen Zeitgenossen gehören, die sich mit "vive la marque" grüßen, um die Qualität der Exponate zu erkennen. Denn spätestens bei Lesen der Texttafeln (wie immer dreisprachig), bekommt der Besucher Neugier auf das Universum Bugatti. Unternehmen wir also einen kleinen Rundgang.
Gezeigt werden Sport- und Rennwagen der berühmten Marke aus den Jahren 1925 bis 2022, wobei der Schwerpunkt auf Fahrzeugen der 1930er-Jahre und dem Typ 35 nebst Derivaten liegt, was wohl auch als die Glanzzeit der Firma Bugatti gelten darf. Die Bandbreite der Motoren reicht von vier bis zu 16 Zylindern.
Prototypen und Raritäten der 30er-Jahre
Wer jetzt nur Autos in der französischen Rennfarbe Blau erwartet, wird angenehm überrascht sein. So wird zum Beispiel ein Rennwagen des Typs 35 B in Schweizer Farben gezeigt. Er besitzt das letzte gebaute Chassis des Typs und wurde an einen Privatfahrer in der Schweiz ausgeliefert.
Eng mit dem Typ 35 hängt der "nur" vierzylindrige Typ 37 A zusammen, der meist mit Speichenrädern ausgeliefert wurde. Gezeigt wird ein unrestauriertes Exemplar, neben dem ein Typ 36 von 1925 steht. Dabei handelt es sich um einen zu Versuchszwecken gebauten Prototypen. Das Auto besitzt einen Achtzylindermotor mit nur 1,1 Litern Inhalt und einem Kompressor. Auf dem Typ 35 B basiert auch ein noch nie restaurierter Typ 51 von 1931, einer der am meisten bei Rennen eingesetzten Bugattis.
Eine luxusbetonte Variante des Typ 35 stellt der geschmackvoll schwarz und beige lackierte Typ 49 von 1930 dar. Das "falsche Cabriolet" wurde einst von Jean Bugatti persönlich gefahren.
Der legendäre Typ 35 diente auch dem Typ 52 als Vorbild. Hierbei handelt es sich um ein mit einem Elektromotor versehenes Kinderauto im Maßstab 1:2, welches der "Patron" ursprünglich für seinen vierjährigen Sohn Roland entworfen hatte und welches später in Kleinserie gebaut wurde. Der ausgestellte schwarze Typ 43 von 1929 stammt aus dem Besitz des belgischen Königs Leopold III. Er ließ ihn 1932 verkürzen, um damit an den in Skandinavien populären Eisrennen teilzunehmen.
Der epochemachende Typ 57 ist mit zwei Exemplaren vertreten. So wird ein grüner 57 C Spezial-Coupé gezeigt, welches öfter an Werksfahrer ausgeliehen wurde, so auch an den Rennfahrer Jean-Pierre Wimillle
Der ansprechend hell und dunkelblau lackierte Typ 57 SC (wobei "SC" bedeutet: tiefer gelegt und mit Kompressor) des Karosseriebauers Corsica ist ein Unikat aus der berühmten Sammlung Schlumpf. Auch das älteste Auto der Ausstellung, ein Typ 44 Coach von 1928, ist ein "falsches Cabriolet", welches vom belgischen Karosseriebauer d'Ieteren gefertigt wurde.
Übergang zur Moderne
Die Brücke zwischen den "alten" und den "neuen" Bugatti schlägt der (einmal mehr in eine Spielzeugbox verpackte) zwölfzylindrige EB 110 von 1994, der mithin aus der "italienischen Periode" der reanimierten Firma Bugatti stammt.
Auch wenn Berichte über Fahrzeuge von 2020 und 2021 nicht der Zielsetzung von zwischengas.com entsprechen, dürfen sie hier nicht unerwähnt bleiben, denn diese aktuellen automobilen Hochkaräter gehören zur Firmengeschichte und sind wohl nur sehr selten als Ensemble zu sehen. Der Bugatti Divo (2020) war auf 40 Exemplare limitiert. Noch etwas exklusiver war der Centodieci aus demselben Jahr, von dem nur zehn Exemplare gebaut wurden. Diese Autos kosteten mehrere Millionen Euro in der Anschaffung und haben Motoren mit 16 Zylindern.
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Ein Meisterwerk ganz in Schwarz
Der Star des Trios der neuen Bugattis ist aber zweifellos der Wagen, der in Anlehnung an den verschollenen schwarzen T 57 SC Atlantic von Jean Bugatti schlicht "la voiture noire" ("das schwarze Auto") genannt wird.
Das Einzelstück ist der wohl bislang teuerste je gebaute Neuwagen und wurde für 16 Millionen Euro verkauft. Wie immer könnte man im Anschluss an diese Sonderausstellung noch den permanenten Bestand der Autoworld nach weiteren Bugattis durchforsten. Man würde fündig werden.
Die Sonderaustellung Bugatti Unseen dauert von 08.09. bis 05.11.2023 in der Autoworld Brüssel